Krankenbericht: Schnabelunfall/Schnabelabriss durch Einklemmen in der Tür

Diskutiere Krankenbericht: Schnabelunfall/Schnabelabriss durch Einklemmen in der Tür im Forum Vogelkrankheiten im Bereich Allgemeine Foren - Am 21. Dezember 2007 passierte uns ein häuslicher Unfall mit Ziegenhahn Yoshi. Er hatte im letzten Moment versucht, uns seitlich durch eine sich...
Die_Pe

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Chaosqueen
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Am 21. Dezember 2007 passierte uns ein häuslicher Unfall mit Ziegenhahn Yoshi. Er hatte im letzten Moment versucht, uns seitlich durch eine sich schließende Tür aus dem Zimmer zu folgen. Dabei hat er sich nahezu den gesamten Oberschnabel vom Schnabelbein gerissen. Das Schnabelhorn lag außerhalb des Raumes, der Vogel befand sich noch im Zimmer. Lediglich auf einer Seite des Schnabelbeins war noch ein Stückchen Horn zurückgeblieben. Der Schock saß tief bei Mensch und Tier.

Ein umgehender Besuch beim Tierarzt, den ich nicht mit lebendem Vogel zu beenden glaubte, ergab, dass das Schnabelbein unverletzt war, der Schnabel teilweise einfach sauber abgezogen, ähnlich wie ein gezogener Fingernagel. Prognose: Kritisch, aber kann nachwachsen. Der Schnabel wurde mit Gewebekleber angeklebt und ich bekam ein Schmerzmittel (Metacam) für die nächsten Tage mit.

Yoshi Zorro Potter, Käsedieb beim Frühstück, das komplette große Stück links im Bild war weggerissen, 22.12.2007
 

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In den ersten Tagen war es Yoshi nicht möglich, selber Nahrung aufzunehmen. Man merkte ihm die Schmerzen deutlich an und auch das Metacam brachte nur geringfügig Linderung. Da ich keinen Handaufzuchtsbrei im Haus hatte und wegen der Weihnachtsfeiertage die Lieferung etwas auf sich warten ließ, mussten ich mir anderweitig behelfen. Mit einer Mischung aus Hirsebrei (Babynahrung), Loribrei und Obstmus wurde Yoshi die ersten Tage in ca. 2stündigen Abständen gefüttert, ich nahm ihn zu diesem Zweck sogar mit ins Büro. Am ersten Tag musste ich ihn zur Fütterung noch greifen, danach nahm er es freiwillig aus der Spritze und am Ende fütterte ich ihn wie im „Fly-In“, denn Ziegensittiche haben ja keine Zeit, die sind immer im Dienst und so musste ich auch schon mal auf einen Stuhl steigen, um den Vogel mitten in seiner Beschäftigung mal eben zu versorgen. Das ging sehr gut. Parallel bot ich ihm aber von Anfang an auch das Breigemisch in trockener Pulverform mit geschälten, geschroteten Saaten aus dem Brotbackbedarf bzw. mit Wasser angerührt an. Das nahm er dann mehr und mehr eigenständig auf, so dass er irgendwann die Spritze verweigerte. Der angeklebte Schnabel hielt leider nur 10 Tage und war dann unauffindbar verloren gegangen, aber nach dem ersten Schreck stellte ich fest, dass es keinen Unterschied für Yoshi machte, im Gegenteil, das angeklebte Teil hat wohl eher ein Fremdkörpergefühl erzeugt, was man daran erkennen konnte, dass er sehr oft mit dem Fuß danach tastete.

Yoshi ohne Schnabel, Schnabelbein noch schorfig, ca. 10 Tage nach dem Unfall, als er den angeklebten Schnabel gerade wieder verloren hatte, 02.01.2008
 

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Ich hätte Yoshi regelmäßig wiegen müssen, aber da ich sah, dass er fraß und sein Bauch wohlgerundet blieb, wollte ich den Vogel nicht unnötig stressen. Ich machte in regelmäßigen Abständen Fotos, um das Wachstum des Schnabels zu kontrollieren und konnte erfreut feststellen, dass sich ein glattes helles Horn unter der Nase/Wachshaut hervorschob und das anfangs sehr schorfige Wundbett des Schnabelbeins mehr und mehr überzog.

Am 13.01./20.01./27.01.2008
 

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Nun, 2 Monate später, ist ein halber Schnabel neu gewachsen. Das entspelzen der Saaten der Körnermischung braucht noch länger, als für einen Vogel üblich, aber er schafft es durchaus, z.B. Kardi zu knacken und ernährt sich mittlerweile wieder völlig normal. Dadurch bekommt der Schnabel an den Kanten auch gleich den nötigen Schliff und ob eine Korrektur des Schnabels erforderlich sein wird, wird sich noch zeigen, die Meinung des Arztes lautet, die Natur richtet es besser, als jeder Schnitt oder Schliff, daher, erst mal abwarten, bis er die volle Länge hat.

Ich hoffe, das ermutigt weitere Betroffene, auf die Selbstheilung der Natur zu vertrauen und dem Vogel eine Chance zu geben - die gibt es nämlich:

Bild vom 16.02.2008
 

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Einfach nur wunderbar; daß ein Schnabel so nachwachsen kann, hätte ich kaum für möglich gehalten!
Euer Yoshi ist ein tapferes Kerlchen, der trotz seiner Schmerzen schon bald eigenständig fresse wollte, er hat einen ungeheuer großen Lebenswillen gezeigt.
Ich kann nur sagen: großen Respekt und Bewunderung für Mensch und Tier!!!!!
 
Hallo Pe,
oh je, muss das ein Schreck gewesen sein für Mensch und Tier. Absolut faszinierend die Bilderserie über das Wachstums von Yoshis Schnabel. Vielen Dank dafür und vielleicht ermutigt Dein Bericht ja den ein oder anderen es zumindestens zu versuchen. Im ersten Moment hätte ich Yoshi keine Chance eingeräumt. Schön, dass ich mich so getäuscht habe.
Gruss
Barbara
 
Vielen Dank für diesen informativen Bericht. Die Heilkraft des Gewebes ist ganz enorm. Erstaunlich, wie schnell das Schnabelhorn nachwächst, wenn man das mit dem Nagelwachstum des Menschen vergleicht.
Grüße
 
:nene::nene::nene:
Wenn du nicht die Photos quasi als beweis hättest.... ich würde es nicht glauben!!! Toll!!
fand ich einen sehr interessanten Bericht!

Ich habe aber schon einige Fälle gesehen, wo nix mehr nachgewachsen ist.
Sah am Anfang ähnlich aus.Aber sogar daran können sie sich gewöhnen. Man sollte wohl wirklich nicht zu früh aufgeben. Wobei das, denke ich, eine der schmerzhaftesten Verletzungen ist, die ein Vogel haben kann.

Was die anfänglichen Schmerzen beim Fressen verhindern kann, ist eine Dauersonde in den Kropf durch den Tierarzt. FUnktioniert prima und der Schnabel kann in RUhe heilen.

liebe Grüße Luzy

bin begeistert!
 
Ich habe aber schon einige Fälle gesehen, wo nix mehr nachgewachsen ist

Ich kannte beängstigender Weise nur Fälle, wo nichts mehr nachgewachsen war, ich hörte und las von Fällen, wo sofort eingeschläfert wurde und ich war mehr als skeptisch, aber aufgeben - never, solange wie dem Tier zuzumuten. Und eben weil man in der Literatur oder Erfahrungsberichten nur entmutigt wird, dachte ich, unsere Geschichte kann vielleicht Leben retten :zwinker:.

Der alles entscheidende Faktor ist wohl die Verletzung am Schnabelbein selber. Der Yosh hatte Glück im Unglück, der Schnabel war abgezogen, nicht durch Quetschung weggebrochen. Wenn das Schnabelbein kaputt ist, angebrochen, Nerven verletzt wurden o.ä. stehen die Chancen schlecht, das etwas brauchbares nachwächst, aber es gibt einige Vögel, die auch ohne Oberschnabel durch's Leben kommen. Es stellt derzeit bei uns noch ein Handicap für die Paarbeziehung der Ziegen dar, weil Yoshi seine Yuki nicht mehr füttern kann, aber vielleicht wird der Schnabel ja noch richtig komplett und dann funzt das auch wieder.

Natürlich werde ich weitere Wachstumsfortschritte hier noch einstellen.

Luzy, Die Idee mit der Kropfsonde ist prinzipiell gut, kann die denn problemlos über mehrere Tage "im Vogel" verbleiben?

Wahrscheinlich wäre es aber in unserem Fall eher eine Einschränkung gewesen :~. Unsere Vögel genießen ein Höchstmaß an Freiflug, den Yoshi hab ich nur 2 Tage im Krankenkäfig halten können, dann war er wieder on Tour, er kennt es gar nicht, eingesperrt zu sein. Mit dem Druckbetanken im Freiflug lief es super, aber es hat auch alles gepasst. Ich hatte bis auf die ersten beiden Tage, an denen er mich dann zur Arbeit begleitet hat (danke an meinen Arbeitgeber und meine Kollegen, die das ermöglicht und unterstützt haben), während der schlimmsten Tage Urlaub, sonst wäre alles viel komplizierter geworden.
 
Hallo Pe,

ja kann sie, es muss nur auf höchste Sauberkeit an der Schlauchsonde nach dem Füttern geachtet werden. Man muss immer ein besonderes Auge auf sie haben, denn es ist natürlich eine Eintrittstelle für alle möglichen Keime. Aber die Vögel sind damit sehr gut klar gekommen. (Bei Kakakdus wars nicht immer optimal aber es ging).
man kann so auf Schmerzmittel weitgehends verzichten und nach dem ich einen Artikel über Metacam und dessen Auswirkungen auf die Nieren von Wellensittichen gelesen habe, bin ich sehr froh darüber-aber wie fast alle Medikamente: ein zweischneidiges Schwert...

lieber Gruß Luzy
 
@Luzy: Tja, über die Nebenwirkungen wird man schon in der Humanmedizin kaum aufgeklärt, wie soll es da in der Tiermedizin besser sein... 8(. Hast Du den Artikel über Metacam noch irgendwo??? Ist ja anscheinend das Schmerzmittel der 1. Wahl bei Tieren, hab es auch für eines unserer Meeris bekommen, als es im letzten Jahr einen riesengroßen Grützbeutel entfernt bekam und wegen der großen Wunde/Narbe noch so lange schmerzbedingte Probleme beim Laufen hatte... Natürlich ist die Wirkungsweise auf Säugetiere nicht mit der auf Vögel vergleichbar, aber irgendwie bekommt man doch immer viel zu wenig Informationen mit auf den Weg. Der Doc füllt etwas in eine Spritze ab und schreibt auf einen Zettel die Dosierung und einen Beipackzettel muss man schon erquengeln, echt schlimm...
 
Hallo Pe,

ich muss mal in der Arbeit nach schauen. Bin mir ziemlich sicher, dass ich den Metacam artikel noch habe. Leider ist er in Englisch.
Ich kann ihn dir per Email schicken.

lieber Gruss Luzy
 
Hallo Pe,

ich muss mal in der Arbeit nach schauen. Bin mir ziemlich sicher, dass ich den Metacam artikel noch habe. Leider ist er in Englisch.
Ich kann ihn dir per Email schicken.

lieber Gruss Luzy
Hallo Luzy!
Einer meiner beiden Wellis hat immer wieder entzündete Füßchen - es bilden sich Hornverdickungen, wenn sie abgehen, blutende Stellen, die ich dann mit Lotagen behandle. Mal ist es besser, z.Zt. leider wieder schlechter. Deshalb wollte ich (nach Absprache mit dem TA) Metacam geben. Hast Du den Artikel darüber noch und könntest Du ihn mir schicken? Wäre riesig nett!
Grüße von Julchen, Monty und Petra
 
Möchte mal zeigen, was nun, ziemlich genau 1 Jahr nach dem Unfall, aus dem
Ziegenhahn Yoshi geworden ist. Das, was so aussieht wie ein schiefer Zahn ist schon fast wieder eine richtige Schnabelspitze. Das heißt, es kann wirklich und ohne jede ärztliche Korrektur ein nahezu komplett abgerissener Schnabel wieder nachwachsen:

http://i44.tinypic.com/smdc36.jpg

Yoshi mit seiner Lieblingsnascherei Käse:

http://i41.tinypic.com/2u59c7a.jpg
 
wow, freu mich mit dir das das so gut nach gewachsen ist.
Das erste Bild hat mich doch etwas geschockt.
Mein Schrökelchen, auch ein Ziegensittichhahn sieht auch so
aus wie deiner. Sie sind flink und überall dabei.

wirklich super, freut mich :freude:
 
Hallo Pe,

ich habe die Geschichte von dem Kleinen interessiert mitverfolgt.

Ich wollte dir meine Hochachtung aussprechen. Du hast Yoshi nicht aufgegeben und sehr um ihn gekämpft. Ich hoffe, dieser Bericht macht vielen Leuten Mut, daß ein Schnabelbruch nicht immer gleich einschläfern heißen muß.

Weiterhin alles Gute für den tapferen Yosh und richte ihm aus, daß er stolz auf sich sein kann - genauso wie auf dich.

:trost:
 
...Du hast Yoshi nicht aufgegeben und sehr um ihn gekämpft. Ich hoffe, dieser Bericht macht vielen Leuten Mut, daß ein Schnabelbruch nicht immer gleich einschläfern heißen muß...

Ja, Ina, genau deshalb hab ich die "Jahresendfotos" schnell mal eingestellt, denn es herrscht doch die Meinung vor, dass ein Vogel nach einem solchen Unfall eine Chance hat.

Es hätte kaum einer dran geglaubt, dass es wirklich möglich ist, dass ein kompletter Schnabel nachwächst, aber sowohl der TA in Oberhausen, der Yoshi damals akut und beherzt-unkonventionell behandelte, als auch der namhaftere Kollege aus Düsseldorf haben mir seinerzeit den Glauben erhalten.

Natürlich erfordert ein verunfallter oder kranker Vogel immer einer besonderen Behandlung und wahrscheinlich liegt genau da das Problem der meisten Halter, völlig unabhängig davon, ob sie nur wenige, oder wie ich gleich eine größere Anzahl von Tieren/Vögeln halten. Es kann immer etwas passieren und je mehr Tiere man hält, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, auch mal von einem Krankheitsfall betroffen zu sein.

Was z.B. die Versorgung/Fütterung damals betrifft, so hat sicher nicht jeder die Möglichkeit, einen Vogel mit an den Arbeitsplatz zu nehmen. Ehrlich gesagt... ich eigentlich auch nicht, aber besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen und ich hab Yoshi in meiner Hilflosigkeit und wild entschlossen alles zu versuchen, ohne Umschweife mitgenommen, die Lage erklärt und es haben einfach alle mitgemacht und unterstützt, vom Chef bis zu den Kollegen, und ich bin echt froh und dankbar darüber!!! Also ruhig mal "gesellschaftliche Grenzen" vorsichtig überschreiten, wenn ein Tier Betreuung braucht anstatt vorschnell zu resignieren und sich zur Euthanasie zu entscheiden.
 
Habe auch alles gelesen und bin echt froh das es so toll gegangen ist.

Echt klasse.:zustimm:

LG
Christine
 
Thema: Krankenbericht: Schnabelunfall/Schnabelabriss durch Einklemmen in der Tür
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