Hallo zusammen!
Ich hatte einen Vogel im Bestand, der hin und wieder mal minimal dumm da saß. Nach 2 Monaten mußte ich jedoch feststellen, daß sein Zustand inzwischen zunehmend als kränklich zu bezeichnen ist, weswegen ich ihn separierte und mit Propolis im Trinkwasser und etwas Konditionsfutter versorgte. Nach einer Woche hatte sich sein Zustand kaum verbessert und nach einer weiteren Woche sogar etwas verschlechtert. Ich untersuchte daher eine Kotprobe und fand viele frische Oozysten von Kokzidien. Nun hieß es behandeln oder Tonne auf.
Ich muß mir die Kokzidien wohl bei einem Vogel-Tausch vor 2 Jahren eingefangen haben oder sie waren schon immer da und die Vögel waren resistent genug, um damit klar zu kommen. Andere Neuzugänge hatten mit diesem Vogel absolut keinen Kontakt und alle anderen Vögel sitzen nach wie vor gut da. Ich habe noch nie bei meinen Vögeln Oozysten gefunden, dennoch scheinen sie hier und da doch drin zu sein. Ich war sehr überrascht nach so langer Zeit ohne großartige Neuzugänge sowas zu finden, wo doch so lange nichts da war. Es handelt sich um einen Jungvogel am Ende der Jugendmauser, das ist immer eine Zeit höherer Belastungen. Da ich keine vorbeugenden Kuren durchführe, ist mein Bestand weitgehend robust gegen solche Störfaktoren, aber bei höheren Berlastung/Streß/Mauser kann sowas in seltenen Fällen trotzdem mal die Oberhand gewinnen.
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Was mich an frischen Kokzidien immer wieder etwas verunsichert ist die fehlende "Luft" um den "Kern" der Oozyste. Das war bei den Labor-Kokzidien (Beitrag 250-253) deutlich einfacher zu sehen. Diese Bilder stammen jedoch von ganz frischem Kot und der "Kern" geht größtenteils nahtlos in die Doppelmembran über. Wenn sie nicht so häufig und gleichgroß in dieser Kotprobe gewesen wären, hätte ich sie u. U. übersehen. Wenn sie nach 2-3 Tagen bereits sporoliert sind, ist das natürlich wesentlich einfacher zu erkennen.
Ich gab 1,5 bis 2ml Baycox pro Liter Trinkwasser. Der Vogel saß jedoch häufiger am Boden und nahm kaum Wasser und Nahrung auf. Am 2. Tag der Behandlung saß er wieder unten und war schon deutlich abgemagert, daher bekam er die Baycox-Lösung mit etwas Traubenzucker und
Handaufzuchtsfutter in den Kropf. Am nächsten Tag, schien es ihm etwas besser zu gehen. Ich dachte dennoch gleich an bakterielle Sekundärinfekte und daran, daß er wohl kaum von dem Baycoxwasser getrunken hat, weil er zu schwach war. Ich gab daher anschließend 3 Tage Sulfonamide (z. B. ESB3). Am ersten Tag noch über die Kropfkanüle mit
Handaufzuchtsfutter gemischt (da er so mager war), danach sahen Bauch und Brust des Vogels wieder tadellos aus. Er trinkt und frißt wieder problemlos und macht einen guten Eindruck. Nach 2 Tagen Pause folgten wieder 3 Behandlungstage. Ich bin froh, diesen Vogel aufgrund einer richtigen Diagnose auch richtig behandelt zu haben, ohne planlos mit Medikamenten herumzupfuschen. Ich hatte den Vogel aufgrund der Abmagerung eigentlich schon abgeschrieben, aber mit einer Kropfkanüle, der richtigen Diagnose und dem passenden Medikament sind auch solche Todekandidaten noch zu retten. Es ist eine Schande, daß man mir in diesem Forum mal ein Video gelöscht hat, in dem ich die Anwendung einer Kropfsonde gezeigt habe. Hier das
Video (ganz unten).
Wenn man wirklich eine Darmkokzidiose hat, dann findet man eben in aller Regel auch Oozysten, dann helfen auch Baycox oder Sulfonamide. Aber einfach immer gleich zum Baycox zu greifen, wenn mal einer dumm macht, ist ziemlich daneben und kann nur Zufallstreffer ergeben (Wobei das noch weitaus besser ist, als auf Verdacht zum Antibiotikum zu greifen). Wenn man Oozysten findet und der Vogel auch schon zunehmend dumm da sitzt würde ich eher zu Sulfonamiden greifen, da sie nicht nur den Vitamin B-Stoffwechsel der Kokzidien stören, sondern auch noch bakteriostatisch wirken (bakterielle Sekundärinfekte haben aufgrund des von Kokzidien angegriffenen Darms meist leichtes Spiel). Allerdings auch nur bei einer gesicherten Diagnose, denn es handelt sich letztlich um ein Antibiotikum, gegen welches bereits viele Resistenzen bestehen, das muß man nicht noch weiter fördern.