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Thomas B.
Guest
PBFD, Voliere desinfizieren oder verschrotten? Keime und Immunsystem
Hallo Ann,
ich kenne auch Leute, denen es so ging - übrigens, was PDD angeht, waren wir vor über 15 Jahren selbst betroffen - zu einer Zeit, als ich mich leider noch nicht so mit Vogelmedizin auskannte. Natürlich wünsche auch ich niemandem eine dieser Krankheiten noch die damit verbundenen Selbstvorwürfe - habe das alles selbst durch. Worauf ich nur hinweisen wollte, ist, daß es absolute Sicherheit im Leben nicht gibt, und ich hatte nicht den Eindruck, daß man Sybille, die viele Erkundigungen eingeholt hat und die sich viele Gedanken gemacht hat, wie sie die Gefahren auf nahezu Null minimieren kann (und Null oder kleiner als Null geht nun mal nicht) den Vorwurf der Unachtsamkeit machen könnte. Wenn es sie trifft, kann es auch jeden anderen treffen, auch Dich (trotz Deiner extremen Vorsicht) und mich selbst. Man kann eben nicht alle Risikofaktoren gänzlich ausschalten, und in meinen Augen sind wirklich ein Tierarztbesuch, ein Besuch bei oder von befreundeten Vogelhaltern oder auch die Bereitschaft, einen Vogel (den und dessen Halter man kennt) in Pflege zu nehmen, mindestens genauso gefährlich wie die Volierenaktion (PDD kann man bekanntlich beim lebenden Vogel außer durch aufwendige und belastende Kropfbiopsien gar nicht diagnostizieren, und bei PBFD gibt es massenweise falsch-negative Ergebnisse; außerdem läßt kaum einer ohne Anlaß seinen Vogel auf PBFD testen). Auf die o.g. sozialen Kontakte oder auch auf einen Gang zum Tierarzt wird aber auch keiner verzichten (obwohl mir bei letzterem immer am mulmigsten zumute ist - wer weiß, wer vor Dir auf dem Stuhl im Wartezimmer gesessen hat und wessen Federstaub in der Praxis herumschwirrt?). Und die Außenvolierenhaltung ist wegen der zahlreichen Wildvögel "keimtechnisch" gesehen lebensgefährlich - und doch, weil der Nutzen der Immunsteigerung durch die Außenhaltung die Gefahren der erhöhten Keimbelastung weit überwiegt, weitaus gesünder für die Vögel. Am kränksten sind meiner Erfahrung nach die Vögel von Haltern oder Züchtern, die vor lauter Keimängsten die Voliere mindestens einmal wöchentlich desinfizieren. Und die gesündesten Kinder sind nicht die nach USA-Muster so "keimfrei" wie möglich gehaltenen, (die haben Infektionen und Allergien ohne Ende), sondern die, die auf einem klassischen Bauernhof aufwuchsen, eine Handvoll Erde in den Mund stecken und mit Kuhscheiße spielten; denn deren Immunsystem wurde frühzeitig trainiert. Seit Jahren warnen Krankenhaushygieniker vor der übertriebenen Desinfizierwut (ich rede hier selbstverständlich nicht von chirurgisachen oder endoskopischen Instrumenten, die natürlich steril sein müssen, sondern von den Räumen etc.) und raten dazu, am besten nur noch mit Wasser und Seife zu säubern, weil die multiresistenten Krankenhauskeime nicht nur auf den massiven Antibiotikamißbrauch, sondern auch auf den Antiseptikamißbrauch bei der Reinigung zurückzuführen sind). Natürlich spielt das alles nur mittelbar eine Rolle, weil es bei PBFD-Viren ja nicht um Resistenzen geht, aber es zeigt doch, daß das wichtigste die Steigerung der Abwehrkräfte ist. Daß man die Keimbelastung und den daraus resultierenden Infektionsdruck, soweit sinnvoll vermeidbar, so weit wie möglich reduziert, versteht sich dabei natürlich von selbst - aber ich denke, gerade das will Sybille tun. Also wenn Sybille sich trotz gründlicher Desinfektion was "einschleppt", dann hätte es auch auf jedem anderen Wege mit demselben Wahrscheinlichkeitrsgrad passieren können. Denn das Leben ist halt generell nicht keimfrei und auch nicht Circovirenfrei in der Vogelwelt. Deshalb predige ich ja auch immer, den Focus auf die Immunsteigerung zu richten: Bei einem optimalen Abwehrmechanismus passiert auch nichts, wenn ein Erreger, mag er auch Circovirus oder noch unbenanntes PDD-Virus heißen, einschwebt.
Frag mal in einer beliebigen seriösen Vogelklinik nach, ob alle Käfige oder Volieren verschrottet werden, in denen ein PBFD-erkrankter Papagei gesessen hat. Man wird diese Frage verneinen. Und wenn Du weiter fragst, ob sie die nächsten Patienten anzustecken und umzubringen beabsichtigten, werden sie - zu Recht - auch diese Frage verneinen. Sie werden Dir sagen, daß sie die Volieren oder Käfige sorgfältig desinfizieren, und daß das ausreicht, da bin ich sicher.
Letztendlich muß jeder selbst entscheiden, was er für sich und seine Vögel für gut hält - solange er es informiert und verantwortungsbewußt und nicht fahrlässig tut, ist dagegen nichts zu sagen.
Liebe Grüße,
Thomas
Hallo Ann,
ich kenne auch Leute, denen es so ging - übrigens, was PDD angeht, waren wir vor über 15 Jahren selbst betroffen - zu einer Zeit, als ich mich leider noch nicht so mit Vogelmedizin auskannte. Natürlich wünsche auch ich niemandem eine dieser Krankheiten noch die damit verbundenen Selbstvorwürfe - habe das alles selbst durch. Worauf ich nur hinweisen wollte, ist, daß es absolute Sicherheit im Leben nicht gibt, und ich hatte nicht den Eindruck, daß man Sybille, die viele Erkundigungen eingeholt hat und die sich viele Gedanken gemacht hat, wie sie die Gefahren auf nahezu Null minimieren kann (und Null oder kleiner als Null geht nun mal nicht) den Vorwurf der Unachtsamkeit machen könnte. Wenn es sie trifft, kann es auch jeden anderen treffen, auch Dich (trotz Deiner extremen Vorsicht) und mich selbst. Man kann eben nicht alle Risikofaktoren gänzlich ausschalten, und in meinen Augen sind wirklich ein Tierarztbesuch, ein Besuch bei oder von befreundeten Vogelhaltern oder auch die Bereitschaft, einen Vogel (den und dessen Halter man kennt) in Pflege zu nehmen, mindestens genauso gefährlich wie die Volierenaktion (PDD kann man bekanntlich beim lebenden Vogel außer durch aufwendige und belastende Kropfbiopsien gar nicht diagnostizieren, und bei PBFD gibt es massenweise falsch-negative Ergebnisse; außerdem läßt kaum einer ohne Anlaß seinen Vogel auf PBFD testen). Auf die o.g. sozialen Kontakte oder auch auf einen Gang zum Tierarzt wird aber auch keiner verzichten (obwohl mir bei letzterem immer am mulmigsten zumute ist - wer weiß, wer vor Dir auf dem Stuhl im Wartezimmer gesessen hat und wessen Federstaub in der Praxis herumschwirrt?). Und die Außenvolierenhaltung ist wegen der zahlreichen Wildvögel "keimtechnisch" gesehen lebensgefährlich - und doch, weil der Nutzen der Immunsteigerung durch die Außenhaltung die Gefahren der erhöhten Keimbelastung weit überwiegt, weitaus gesünder für die Vögel. Am kränksten sind meiner Erfahrung nach die Vögel von Haltern oder Züchtern, die vor lauter Keimängsten die Voliere mindestens einmal wöchentlich desinfizieren. Und die gesündesten Kinder sind nicht die nach USA-Muster so "keimfrei" wie möglich gehaltenen, (die haben Infektionen und Allergien ohne Ende), sondern die, die auf einem klassischen Bauernhof aufwuchsen, eine Handvoll Erde in den Mund stecken und mit Kuhscheiße spielten; denn deren Immunsystem wurde frühzeitig trainiert. Seit Jahren warnen Krankenhaushygieniker vor der übertriebenen Desinfizierwut (ich rede hier selbstverständlich nicht von chirurgisachen oder endoskopischen Instrumenten, die natürlich steril sein müssen, sondern von den Räumen etc.) und raten dazu, am besten nur noch mit Wasser und Seife zu säubern, weil die multiresistenten Krankenhauskeime nicht nur auf den massiven Antibiotikamißbrauch, sondern auch auf den Antiseptikamißbrauch bei der Reinigung zurückzuführen sind). Natürlich spielt das alles nur mittelbar eine Rolle, weil es bei PBFD-Viren ja nicht um Resistenzen geht, aber es zeigt doch, daß das wichtigste die Steigerung der Abwehrkräfte ist. Daß man die Keimbelastung und den daraus resultierenden Infektionsdruck, soweit sinnvoll vermeidbar, so weit wie möglich reduziert, versteht sich dabei natürlich von selbst - aber ich denke, gerade das will Sybille tun. Also wenn Sybille sich trotz gründlicher Desinfektion was "einschleppt", dann hätte es auch auf jedem anderen Wege mit demselben Wahrscheinlichkeitrsgrad passieren können. Denn das Leben ist halt generell nicht keimfrei und auch nicht Circovirenfrei in der Vogelwelt. Deshalb predige ich ja auch immer, den Focus auf die Immunsteigerung zu richten: Bei einem optimalen Abwehrmechanismus passiert auch nichts, wenn ein Erreger, mag er auch Circovirus oder noch unbenanntes PDD-Virus heißen, einschwebt.
Frag mal in einer beliebigen seriösen Vogelklinik nach, ob alle Käfige oder Volieren verschrottet werden, in denen ein PBFD-erkrankter Papagei gesessen hat. Man wird diese Frage verneinen. Und wenn Du weiter fragst, ob sie die nächsten Patienten anzustecken und umzubringen beabsichtigten, werden sie - zu Recht - auch diese Frage verneinen. Sie werden Dir sagen, daß sie die Volieren oder Käfige sorgfältig desinfizieren, und daß das ausreicht, da bin ich sicher.
Letztendlich muß jeder selbst entscheiden, was er für sich und seine Vögel für gut hält - solange er es informiert und verantwortungsbewußt und nicht fahrlässig tut, ist dagegen nichts zu sagen.
Liebe Grüße,
Thomas
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