Nun ja, die Beutedichte bestimmt die Prädatorendichte, und es ist schon richtig, wenn es viel Flugwild gibt, haben auch vogelfressende Greife wie der Wanderfalke gute Karten, können lokal hohe Siedlungsdichten erreichen, und womöglich alle Jungen eines Geleges flügge bekommen...
Man könnte also sagen, gedeihen viele Falken/ Greife, herrscht eher ein natürliches UNgleichgewicht, da die Population einiger Beutespezies, durch menschliches Einwirken o. ä. einfach so hoch ist, wie sie es in einem natürlichen Lebensraum gleicher Größe niemals wäre...
Doch anstatt, wie es natürlicherweise der Fall wäre, die Greife die Beutepopulationen ausdünnen, wodurch sich auch die Besiedlungsdichte der Greife mehr und mehr verringern würde, bleiben die Populationen von Beute und damit auch die der Greife stets gleich hoch, respektive, es kann nie eine Entspannung stattfinden, so daß etwaige Konflike niemals enden werden...
Wie die Beutedichte sich auf Greifansiedlungen auswirken kann, kann ich anhand zweier Beispiele aus eigener Beobachtung verdeutlichen...
Ich lebe hier seit 25 Jahren in derselben Wohnung, und in den 80ern bis in die frühen 90er hinein hatten hier noch einige Leute einen kleinen Schlag mit Tauben oder ein paar Hühner im Garten.
Während dieser Zeit war der Habicht ein sehr regelmäßig zu beobachtender Vogel, der sich nicht nur dann und wann eine Haustaube holte, sondern sich auch an den durch die teils offenen Fütterungen angelockten und hier einst als häufige Brutvögel seßhaften Elstern, Türkentauben und Ringeltauben schadlos hielt...
Nun hat in meinem Umkreis kein Mensch mehr Tauben oder Hühner (der letzte Hühnerhalter gab vor knapp 3 Jahren auf), und alle drei angeführten Arten sind ebenfalls aus meinem direkten Umfeld verschwunden. Elstern und Ringeltauben brüten noch in der weiteren Gegend, aber nur noch vereinzelt, Türkentauben gibt es so gut wie überhaupt keine mehr, ich bin froh, wenn ich im Jahr zwei Paare sehe...
Folglich haben auch die Habichte das Revier hier bei mir aufgegeben, und es etwa 3 km weiter südöstlich in den Rehberge- Park verlegt, woherum viele Laubenkolonien (damit auch Taubenhalter) sind, und in dem großen Park mit teils altem Buchenbestand gibt es jahrein jahraus genügend Beute, plus großer Ringeltaubenansammlungen im Winter...
Will heißen, die Beutemöglichkeiten "bei mir" waren nicht mehr ausreichend, also siedelten die Habichte um...
Das nächste Beispiel Mäusebussarde, auch direkt in meiner Nähe...
Von etwa 2000 an bis ca. 2005 kam es bei den hiesigen Wildkaninchen zu einer ziemlichen Vermehrung, und prompt siedelte sich im ehemaligen Habichtrevier ein Paar Mäusebussarde an, das vorwiegend von jungen Kaninchen lebte. 2005/06 muß dann eine Seuche durch die Kaninchen gegangen sein, denn über ein Jahr lang (bis Anfang 2007) sah ich kaum noch jemals ein Kaninchen, so daß ich dachte, auch mit denen wäre es nun zuende... Und auch das Bussardrevier war einmal, auch diese sind nun im erwähnten Rehberge- Park ansässig, haben sich da aber ständig mit den Habichten in der Wolle...
Ergo: Erblühen und Bestehen der hohen Beutepopulationen= Prädatoren- Ansiedlung, Erlöschen der hohen Beutepopulationen= Abwanderung der Prädatoren in bessere Gebiete, die auch gar nicht weit weg sein müssen, in meinem Fall erwähnte ca. 3- 4 km Luftlinie...
So leuchtet also ein, daß bei gleichmäßig hohem Beuteangebot auch durch Haustauben die Greifpopulation niemals geringer werden kann und wird, und das dies nicht die Schuld der Greife ist, sondern unsere...
Sich aufzuregen, bringt in dem Falle rein gar nichts, man kann nur einen Weg der Ko- Existenz finden, oder aber, was ethisch völlig verwerflich ist, alles ausrotten, was unseren geliebten Schätzen bedrohlich wird...
Zudem noch folgendes: Unweit des neuen Habichtrevieres im Park ist ein größerer Platz an einer größeren Kreuzung, an dem eine Kolonie Stadttauben lebt. Jagden auf diese durch den Habicht konnte ich bislang nur im Winter beobachten, nicht aber zur Aufzuchtzeit der Habichte oder später im Jahr...
Die Tauben müssten, der gängigen Ideologie vom bösen Greif zufolge schon längst samt und sonders aufgefressen sein, daß der Bejagungsdruck aber derart hoch nicht sein KANN, beweist eine seit zwei Jahren in der Kolonie lebende weiße weibliche Stadttaube, die zudem noch ein Albino ist (ich habe mir einmal ihre Augen genauer angesehen, sie sind rot, Schnabel und Füsse sind rosa, die Krallen weiß...).
Durch ihr schlechtes Sehvermögen und ihre in dem Fall einzigartige Färbung beeinträchtigt, müsste sie bei dem oft angeführten hohen Jagddruck durch Greife schon lange geschlagen worden sein, ist sie aber nicht...
Da könnte man sich fragen, sind die Berliner Habichte zu doof oder zu faul? Nein, denn im Winter findet man im angrenzenden Park doch ziemlich viele Ringeltaubenrupfungen, effektive Jäger sind es also...
Aber nun komme ich selber völlig off topic
...
Nun ja, jedenfalls muß man immer die Zusammenhänge sehen, und nicht roundabout sagen, Greif macht alles platt, gibt viel zu viel davon... Bestünde ein natürliches Gleichgewicht bezüglich der Beutezahlen, würde man es daran erkennen, daß es KAUM Greife gibt...
Grüße, Andreas