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Balkontaube
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Liebes Forum,
das ist sozusagen eine Fortsetzung zu einer Parasitenfrage hier:
http://www.vogelforen.de/showthread.php?235551-Insektenbefall-an-einer-br%FCtenden-Taube
Da "unsere" Tauben keinen Befall zu haben scheinen, aber trotzdem interessantes Verhalten zeigen, möchte ich nun über meine Erfahrungen in diesem Teil des Forums schreiben. Auf unserem Balkon in der Mainzer Innenstadt brütet ein Taubenpärchen. Dies ist meiner Meinung nach das Männchen:
Die zwei hatten sich einen Eimer mit Erde direkt neben dem Tisch auf unserem Balkon ausgesucht, und zwar während einer Woche, in der wir nicht zu Hause waren. Bisher haben wir den Topf zentimeterweise in die Balkonecke geschoben, wo sie mehr Ruhe haben, als neben dem Tisch. Die eine Taube hat sich glatt mit den Eiern unter ihr im Topf verschieben lassen (hatte mich aber auch quasi auf den Boden gelegt, damit sie immer nach oben abhauen kann, falls sie Panik bekommt). Die andere ist kurz zur Regenrinne weggeflattert und später zurückgekommen, hat vorwurfsvoll auf die Stelle gestarrt, wo der Topf vorher war, obwohl er nur 5 cm verrückt war. Diese Tiere haben wirklich ein hochgenaues GPS, scheint mir. Einmal hatte ich den Topf 40 cm auf einmal verrückt, ohne Taube oben drauf und die Taube ist sehr nervös geworden als sie zurück kam. Ich habe sie dann in Ruhe gelassen und erwartet, dass sie sich spätestens nach einer halben Minute auf den Topf setzt. Nach etwa der Zeit hörte ich einen alarmierten Schrei und keine Taube war mehr auf dem Balkon zu sehen. Vielleicht war das ein Warnschrei an den Partner, weil sie dachte, das Nest sei ganz weg... Habe den Topf dann wieder etwas zurückgeschoben und kaum eine Minute später saß sie wieder drauf. Wirklich ein sehr genaues GPS. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass normalerweise niemand Nester verschiebt. Entweder sie bleiben oder werden geräubert. Deshalb hat das die Tauben wohl verwirrt. Ich denke, das zeigt auch, dass Tauben so etwas wie Hoffnung haben können, denn immerhin war das Nest aus ihrer Sicht weg und sie kam trotzdem zurück.
Es hat sich auch mal wieder gezeigt, dass die Natur nicht umsonst Instinkte geprägt hat. Der Platz am Tisch war nämlich besser vor Regen und Sonne geschützt als der jetzige. Unsere "Entwicklungshilfe" mit dem Verschieben war also wie so oft die politische Entwicklungshilfe nicht so ganz durchdacht. Der Bruttopf ist aber immernoch überdacht, nur bei sehr schräg einfallendem Regen könnte der Topf mal feucht werden. Gegen sie Sonne habe ich einen Pflanzenturm aufgebaut. Endlich ist unser Unkraut aka Gartenmelde zu etwas gut, weil hoch genug gegen die Mittagssonne.
Heute beim Frühstück auf dem Balkon habe ich sie beim Blinzeln beobachtet. Je entspannter, umso länger bleiben die Augen beim Blinzeln zu. Ich habe immer dann geblinzelt, wenn die Taube geblinzelt hat, wie ein kleines Spiel. Aber nach 1 Minute haben meine Augen gebrannt und ich musste blinzeln, obwohl die Taube nicht geblinzelt hatte. Da hat sie den Kopf auf die Seite gelegt und mich ganz interessiert angesehen.
Heute bin ich auf dem Balkon fast eingeschlafen und als ich wieder aufgewacht bin, hat sie (also eigentlich ist es der er der beiden) mich mit schräggelegtem Kopf betrachtet und dann ganz langsam die Augenlider geschlossen und mich für ein paar Sekunden durch die fast geschlossenen Augen beobachtet. Ich glaube, er hat mein Einschlafen kopiert! Jedenfalls habe ich ihn sonst nie mit fast geschlossenen Augen gesehen. Was für Vögel - so interessant!
Ich biete ihnen Buchweizen und Popcornmais an - sie rühren nie etwas an. Erlauben sie sich nicht, direkt am Nest zu essen? Es liegt auch kein Kot um den Topf herum. Beide sehen einigermaßen wohlgenährt aus. Vielleicht haben sie auch eine andere Futterquelle und sind damit zufrieden. Im Badeteller (Topfuntersetzer aus Ton) sehe ich ab und zu ein bisschen Erde und Sand, also hoffe ich, dass die das frische Wasser annehmen. Sollte ich ihnen auch etwas Sand zum Baden anbieten, oder ist das nur Wellensittich-Stil? Und wenn ich dafür groben Sand nehmen würde, könnte ihnen das dann auch als Gritt dienen?
Falls ein Taubenkritiker das liest: wir betreiben sozusagen Geburtenkontrolle. Wir sind noch nicht so erfahren, aber ziemlich sicher, dass aus den Eiern nichts wird, weil sie am Anfang eine ganze Zeit nicht bebrütet wurden (als wir noch versuchten, unseren Balkon für uns zu behalten). Jetzt haben wir eine hübsche Gesellschaft in der Ecke auf dem Balkon und tolerieren uns gegenseitig. Kaum Dreck (und wir haben einen dieser grünen Nylonteppich auf dem Balkon!), ab und zu ein bisschen Erde aus dem Topf am Boden oder mal eine Flaumfeder, die aus dem Topf gepustet wurde. Ein kleiner getrockneter 1-Quadratzentimeter-Kotfleck direkt neben dem Nest. (Ich weiß, dass das mit Nachwuchs anders aussehen könnte - so wie bei Menschen-Nachwuchs halt auch ). Wir füttern sie faktisch nicht, weil sie kein Futter annehmen, bieten ihnen aber ab und zu Futter an, weil ich gelesen habe, dass die Nahrungslage der Tiere sowieso kaum Einfluss auf ihr Brutverhalten hat und ich das Fütterverbot deshalb schwachsinnig finde, obwohl ich selbst nie gefüttert habe. Hier in Mainz gibt es auch ein Fütterverbot auf öffentlichen Plätzen, aber es gibt laut Internet bestimmte Stellen, wo man füttern darf, so dass die Tauben aus der Fußgängerzone gelockt werden. Das finde ich in Ordnung. Bisher hatte ich wie gesagt eh keine Tauben gefüttert, bin auch auf dem Dorf ohne Tauben aufgewachsen. Erst "unsere Tauben" haben uns zur Recherche inspiriert.
Ich finde, es ist schöne Gesellschaft und so interessant und rührend zu sehen, wie sich beide Partner gemeinsam um die Eier kümmern!
Viele Grüße von den Balkontauben
das ist sozusagen eine Fortsetzung zu einer Parasitenfrage hier:
http://www.vogelforen.de/showthread.php?235551-Insektenbefall-an-einer-br%FCtenden-Taube
Da "unsere" Tauben keinen Befall zu haben scheinen, aber trotzdem interessantes Verhalten zeigen, möchte ich nun über meine Erfahrungen in diesem Teil des Forums schreiben. Auf unserem Balkon in der Mainzer Innenstadt brütet ein Taubenpärchen. Dies ist meiner Meinung nach das Männchen:
Die zwei hatten sich einen Eimer mit Erde direkt neben dem Tisch auf unserem Balkon ausgesucht, und zwar während einer Woche, in der wir nicht zu Hause waren. Bisher haben wir den Topf zentimeterweise in die Balkonecke geschoben, wo sie mehr Ruhe haben, als neben dem Tisch. Die eine Taube hat sich glatt mit den Eiern unter ihr im Topf verschieben lassen (hatte mich aber auch quasi auf den Boden gelegt, damit sie immer nach oben abhauen kann, falls sie Panik bekommt). Die andere ist kurz zur Regenrinne weggeflattert und später zurückgekommen, hat vorwurfsvoll auf die Stelle gestarrt, wo der Topf vorher war, obwohl er nur 5 cm verrückt war. Diese Tiere haben wirklich ein hochgenaues GPS, scheint mir. Einmal hatte ich den Topf 40 cm auf einmal verrückt, ohne Taube oben drauf und die Taube ist sehr nervös geworden als sie zurück kam. Ich habe sie dann in Ruhe gelassen und erwartet, dass sie sich spätestens nach einer halben Minute auf den Topf setzt. Nach etwa der Zeit hörte ich einen alarmierten Schrei und keine Taube war mehr auf dem Balkon zu sehen. Vielleicht war das ein Warnschrei an den Partner, weil sie dachte, das Nest sei ganz weg... Habe den Topf dann wieder etwas zurückgeschoben und kaum eine Minute später saß sie wieder drauf. Wirklich ein sehr genaues GPS. Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass normalerweise niemand Nester verschiebt. Entweder sie bleiben oder werden geräubert. Deshalb hat das die Tauben wohl verwirrt. Ich denke, das zeigt auch, dass Tauben so etwas wie Hoffnung haben können, denn immerhin war das Nest aus ihrer Sicht weg und sie kam trotzdem zurück.
Es hat sich auch mal wieder gezeigt, dass die Natur nicht umsonst Instinkte geprägt hat. Der Platz am Tisch war nämlich besser vor Regen und Sonne geschützt als der jetzige. Unsere "Entwicklungshilfe" mit dem Verschieben war also wie so oft die politische Entwicklungshilfe nicht so ganz durchdacht. Der Bruttopf ist aber immernoch überdacht, nur bei sehr schräg einfallendem Regen könnte der Topf mal feucht werden. Gegen sie Sonne habe ich einen Pflanzenturm aufgebaut. Endlich ist unser Unkraut aka Gartenmelde zu etwas gut, weil hoch genug gegen die Mittagssonne.
Heute beim Frühstück auf dem Balkon habe ich sie beim Blinzeln beobachtet. Je entspannter, umso länger bleiben die Augen beim Blinzeln zu. Ich habe immer dann geblinzelt, wenn die Taube geblinzelt hat, wie ein kleines Spiel. Aber nach 1 Minute haben meine Augen gebrannt und ich musste blinzeln, obwohl die Taube nicht geblinzelt hatte. Da hat sie den Kopf auf die Seite gelegt und mich ganz interessiert angesehen.
Heute bin ich auf dem Balkon fast eingeschlafen und als ich wieder aufgewacht bin, hat sie (also eigentlich ist es der er der beiden) mich mit schräggelegtem Kopf betrachtet und dann ganz langsam die Augenlider geschlossen und mich für ein paar Sekunden durch die fast geschlossenen Augen beobachtet. Ich glaube, er hat mein Einschlafen kopiert! Jedenfalls habe ich ihn sonst nie mit fast geschlossenen Augen gesehen. Was für Vögel - so interessant!
Ich biete ihnen Buchweizen und Popcornmais an - sie rühren nie etwas an. Erlauben sie sich nicht, direkt am Nest zu essen? Es liegt auch kein Kot um den Topf herum. Beide sehen einigermaßen wohlgenährt aus. Vielleicht haben sie auch eine andere Futterquelle und sind damit zufrieden. Im Badeteller (Topfuntersetzer aus Ton) sehe ich ab und zu ein bisschen Erde und Sand, also hoffe ich, dass die das frische Wasser annehmen. Sollte ich ihnen auch etwas Sand zum Baden anbieten, oder ist das nur Wellensittich-Stil? Und wenn ich dafür groben Sand nehmen würde, könnte ihnen das dann auch als Gritt dienen?
Falls ein Taubenkritiker das liest: wir betreiben sozusagen Geburtenkontrolle. Wir sind noch nicht so erfahren, aber ziemlich sicher, dass aus den Eiern nichts wird, weil sie am Anfang eine ganze Zeit nicht bebrütet wurden (als wir noch versuchten, unseren Balkon für uns zu behalten). Jetzt haben wir eine hübsche Gesellschaft in der Ecke auf dem Balkon und tolerieren uns gegenseitig. Kaum Dreck (und wir haben einen dieser grünen Nylonteppich auf dem Balkon!), ab und zu ein bisschen Erde aus dem Topf am Boden oder mal eine Flaumfeder, die aus dem Topf gepustet wurde. Ein kleiner getrockneter 1-Quadratzentimeter-Kotfleck direkt neben dem Nest. (Ich weiß, dass das mit Nachwuchs anders aussehen könnte - so wie bei Menschen-Nachwuchs halt auch ). Wir füttern sie faktisch nicht, weil sie kein Futter annehmen, bieten ihnen aber ab und zu Futter an, weil ich gelesen habe, dass die Nahrungslage der Tiere sowieso kaum Einfluss auf ihr Brutverhalten hat und ich das Fütterverbot deshalb schwachsinnig finde, obwohl ich selbst nie gefüttert habe. Hier in Mainz gibt es auch ein Fütterverbot auf öffentlichen Plätzen, aber es gibt laut Internet bestimmte Stellen, wo man füttern darf, so dass die Tauben aus der Fußgängerzone gelockt werden. Das finde ich in Ordnung. Bisher hatte ich wie gesagt eh keine Tauben gefüttert, bin auch auf dem Dorf ohne Tauben aufgewachsen. Erst "unsere Tauben" haben uns zur Recherche inspiriert.
Ich finde, es ist schöne Gesellschaft und so interessant und rührend zu sehen, wie sich beide Partner gemeinsam um die Eier kümmern!
Viele Grüße von den Balkontauben