So, nun möchte ich mal von unserem Clicker-Wochenende berichten.
Koko
Am Freitag, 1. Versuch: Koko sitzt auf Tür, will nicht auf den Trainingsplatz (wo er sich das letzte Mal so erschrocken hatte). Zwickt widerwillig in den TS, nach einigen Malen Belohnung läuft er halbherzig hinterher, frisst endlos auf den Nusskrümeln herum und schaut demonstrativ (?) in die andere Richtung. Abschluss nach letztem Zwicker mit halber Erdnuss, damit er trotzdem eine positive Erinmerung behält. Ich leicht genervt.
Abends 2. Versuch: Koko lässt sich wieder nicht zum Trainingsplatz bringen (fliegt weg).
Hallo Petra,
Hier würde ich noch einmal anfangen mit
- Blicke Richtung TS belohnen, warten, Übung so lange wiederholen, bis er beim Warten mal eine Regung Richtung TS macht,
- Vogel da clickern, wo er sitzt und Du ihn gut erreichen kannst.
DAS
ist der Trainingsplatz, vorerst: Der Platz, an dem der Vogel trainiert/ trainieren will.
Blick in andere Richtung kann bedeuten:
- Vogel ist abgelenkt, hat vielleicht Stress, etwas anderes ist interessanter oder
- Vogel hat Angst vor dem TS, vor dem Clicker, vor Dir, vor der ganzen Sache oder einem Element davon.
Auf Kletterbaum gebracht.
Clickergerecht:
Mit vielen Clickst fürs Sitzenbleiben und Hinschauen zum Baum auf den Kletterbaum gebracht!
Da gibt es zwei Äste mit einem recht großen Versatz, den die Vögel nur überbrücken können, wenn sie sich mit dem Schnabel auf dem unteren Ast abstürzen und dann runtersteigen. Genau das war mein Ziel. Und was soll ich sagen? Nach drei Anläufen hatte Koko es verstanden und kletterte wie der geölte Blitz hinter dem TS her rauf und wieder runter. Ich kam mir vor wie ein Zauberkünstler! Nach ca. fünf Minuten gab es dann noch eine dicke Nuss und viel Lobhudelei. Koko kletterte noch eine Weile ganz stolz (so kam es mir jedenfalls vor) hin und her und brabbelte immerzu „Koko das da“. („Das da“ bedeutet alles, was er gut findet und haben will, z.B. Baden, Leckerlis, tolles Spielzeug). Ich war mehr als zufrieden und dachte, das war jetzt der Durchbruch.
Hier hat er sehr motiviert mitgemacht, weil er keine Angst vor dem Ort oder etwas anderem hatte.
Heißt für mich: Wenn's geht, ist der Kletterbaum jetzt erst mal der Trainingsplatz, dort lernt Koko, dem Ts zu vertrauen und zu folgen, erst wenn er es dort auch mit weniger als einem Click pro TS-Berühren kann, versucht IHr es mal woanders oder Du lotst ihn vom Baum wonaders hin!
Mit VIELEN Clicks, am Anfang...
Samstag, 1. Versuch: Koko wieder auf Kletterbaum. Zwickt nur in TS, Click, Nussbrösel, wieder endloses Herumwälzen desselben im Schnabel. Sonst nichts. Was mir aufgefallen ist: Starrer Blick weg vom TS, glattes, eng anliegendes Gefieder.
Abends 2. Versuch: Koko auf anderem Kletterbaum, wieder der starre Blick und überhaupt kein Interesse. Musste ihm nach einem widerwilligen Zwicker den Nusskrümel förmlich aufdrängen. Zu satt kann er eigentlich nicht gewesen sein, denn er hatte die beiden Stunden zuvor fröhlich pfeifend und erzählend auf der Tür unserer Gästetoilette verbracht (das ist sein Lieblingsplatz), und da gibt es nichts zu fressen.
Oh Mann, ich war so frustriert!!!
Wenn er Stressanzeichen zeigt (starrer Blick weg vom TS und eng angelegtes Gefieder) hat er Stress & kann nicht trainieren.
Man kann versuchen, ihn dann zu clicken, wenn er entspannt ist oder Aufmerksamkeit zeigt und dann den TS etwas weiter weg halten und
erst mal als Anfangsübung der Sitzung den Vogel nur für das Hinsehen belohnen, dann noch mal warten, bis/ ob er näher kommt, (kleinen) Jackpot geben und ggf. bei Aufmerksamkeit von Koko weitermachen.
Wenn er nicht frisst, kann es sein, dass er
- keinen Hunger hat
- keinen Appetit, also doch lieber etwas anderes fressen würde oder
- zu getresst oder abgelenkt ist, um zu fressen.
Das muss man herausfinden und nach und nach kann man immer besser abschätzen, was jetzt wohl der Grund für die Belohnungsverweigerung ist.
Phönix
Freitag: Alle Nussbrösel vom „Leckerliplatz“ auf dem Kletterbaum runtergeschmissen. Habe versucht, ihm mit der Hand welche zu reichen: dreht sich um und kehrt mir den Rücken zu.
Samstag: Nimmt keine (ganzen!) Nüsse, SB-Kerne, Knäckebrotstückchen, weder aus meiner Hand, noch von anderen Stellen. Frisst nur aus Futternapf.
Das gleiche Spiel.
Eruieren, woran es gelegen haben kann: Anderes Futter als Belohnug anbieten, oder Futter erst mal über eine bestimmte Leckerlischale anbieten.
Dann könntest/ müsstest Du sie/ beide dafür clicken, dass sie dem TS Richtung der Schale folgen, die Schale akzeptieren und dann als erstes lernen, erst mal dort ihre Leckerli zu holen.
Vorteil:
Die Übung geht immer wieder von diesem Ort los, der Vogel hat mehr Übung (als wenn es gleich dort weitergeht, wo er belohnt wurde: Er muss den Weg wieder von vorne beginnen & bekommt schneller Routine für diesen Weg).
Sonntag
War kurz davor aufzugeben und machte gar keinen Versuch zu clickern. Von mir kommen bestimmt nur negative Schwingungen, wenn ich nur ans Clickern denke.
Gute Idee: Stress beim Trainer führt zu Frust bis Angst beim Vogel....
Nachmittags schälte ich Möhren (an dem Tisch, auf dem Koko sich so erschrocken hatte und zu dem er sich nicht mehr tragen lässt, wenn ich clickern will). Beide Papageien flogen auf den Tisch, keine Spur von Angst, und „halfen“ mir ausgiebig bei meiner Arbeit.
Du warst vermutlich entspannter und die Vögel haben das gemerkt.
Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen, nach dem Möhrenschmaus oder dabei (!) mit dem Clickern anzufangen; warum nicht mal Möhrenschnipsel als Belohnugn probieren???
Ja, und jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Noch weiter kann ich nun nicht in den Trainigsschritten zurück gehen...
Ich finde es übrigens sehr hilfreich, alles aufzuschreiben. Dabei wird einem doch einiges bewusst, was man evtl. selbst falsch gemacht hat.
Jetzt habe ich ja eine Menge geschrieben, soviel sollte es garnicht werden. Aber vielleicht hat ja einer von euch eine Idee, was ich falsch mache.
Hilfose Grüße von Petra
Ja, es ist hilfreich, alles aufzuschreiben, mal liegen zu lassen, später wieder zu lesen und zu sehen, wo der Fehler gelegen haben kann.
Es ist auch hilfreich, sich mal aufzunehmen (Fotokamera mit Videofunktion reicht ja völlig aus; Stativ etwas entfernt aufstellen, damit sich die Vögel nicht erschrecken) und zu sehen, wann man clickt, was der Vogel genau dann macht, wie er aussieht (Gefieder etc.), wo er hin blickt, ob er Angst hat, abgelenkt ist,bereit ist, was der andere Vogel gerade mach (lenkt er den "Schüler" ab?) usw.)
Grundregeln sind immer:
Vogel da abholen, wo er steht
; also wenn er Angst vor dem Trainingsplatz hat, dort trainieren, wo er sich entspannt, oder clicken und anfangen, wenn er irgendwo sitzt, nicht weiter clicken, wenn er nicht mehr frisst (dann vielleicht noch kurz mit Aufmerksamkeit/ verbalem Lob etc. belohnen), nur sehr kurz trainieren,
evt. nur einen Click pro Tag!
Vielleicht auch mal einen Tag Pause machen; soll man beim Sport ja auch
und es erhöht die
Fressgier Motivation des Vogels.
Oft ist er nach Pausen besonders eifrig.
Immer denken:
Du übst und lernst mit dem Vogel / den Vögeln zusammen!
Du machst nicht unbedingt Fehler, sondern findest heraus, wie Du DEINE, DIESE Vögel am besten trainierst.
Das kann auch von Vogel zu Vogel unterschiedlich sein!
Vielleicht gibt es eine bestimmte Tageszeit, einen Ort, eine Aktivität, zu/ nach der die Vögel oder ein bestimmter Vogel am besten lernen möchte.
Vielleicht muss sich erst mal Routine einschleichen, so dass der Vogel entspannt ist und weiß, was kommt und sich mehr auf die Übungen konzentriert
freut.
Dann kennt er den Ablauf schon und muss nicht denken "Huch, JETZT will sie trainieren? Dabei wollte ich gerade...!"
Es kann einige Zeit dauern, bis sich so eine Routine eingeschlichen hat.
Die Routine kann vom Ort (Trainingsplatz), der Tageszeit, der Zeit nach oder vor einer bestimmten Aktivität (vor dem Schließen des Käfigs, vor dem Futterwechsel, nach dem Mittagsschlaf des Vogels, nachdem der Vogel xyz gemacht hat etc.) oder von Aktivitäten des Vogels (Shaping: Training beginnt immer, wenn er eine Entspannungsübung etwa Flügelheben macht; er ist dann schon etwas entspannt und lernt zusätzlich --- Flügelheben oder was auch immer, und das auch noch als Aussage "Ich möchte jetzt trainieren!").
Es gibt auch Menschen, die immer trainieren, nachdem sie eine bestimmte Musik angestellt haben oder so.
Da gibt es sehr viele Möglichkeiten.
Hinderlich sind alle Gedanken à là "ich kann das nicht", "mit meinem Vogel klappt das nicht", "ich bin nicht informiert genug, bei einem anderen würde er das machen", "ich mache bestimmt alles falsch", ich müsste schon viel weiter sein, Trainer xyz war nach X Tagen schon bei Übung Z" usw.
Diese Gedanken sind absolut verboten!!!
Und wenn Du glaubst, Du kannst mit Vögeln nicht trainieren:
Selbst Fischen kann man VIEL beibringen!!!