von Brieftaubenzchtern Feldflchter,
Feldkrtzer oder einfach "Krtzer" genannt
wurden. Man fand sie meistens auf Bauernh
fen. Dort hausten sie halbwild in einfachen
Holzksten, die man au§en oder auch auf
der Deele, auf der sich auch meistens der
"Hhnerwiem" befand, angebracht hatte.
In einem richtigen Taubenschlag oder auf
Geflgelschauen habe ich sie nie gesehen.
Wenn berhaupt, dann sa§en sie in einem
gr§eren Kfig zusammengepfercht als Verlosungstauben.
Temperamentvoll, zuchtfreudig
und sehr robust, aber u§erst wild und scheu,
so lauteten die Steckbriefe der alten Feldtauben.
Ihre Leichtfuttrigkeit, die problemlose
Aufzucht der Jungtiere und die gr§tenteils
im Freien mgliche Haltung, machten sie zu
Fleischlieferanten. Bis in die 50er Jahre unseres
Jahrhunderts waren Feldflchter in fast
allen Bundeslndern Deutschlands anzutreffen.
Nach 1960 dann erreichte die Anzahl der
sogenannten Bauerntauben einen Tiefstand,
von der sie sich in den Folgejahren nicht
mehr erholen konnten. Die Technisierung vor
allem in der Landwirtschaft hatte das Halten
von Tauben unrentabel werden lassen und
war in der Folge mit dem Ruch des Veralteten,
Rckschrittlichen behaftet. Bis in die heutige
Zeit haben Feldflchter in Westdeutschland
nicht berleben knnen. Anders dagegen im
Osten Deutschlands; vor allem Thringen und
Sachsen waren von jeher die Hochburgen der
altherkmmlichen Feldtaube. Bereits Christian
Ludwig Brehm (1787-1864), ein Pionier der
Ornithologie, berichtete schon damals ber
gro§e Scharen blauer Feldtauben in seinem
Heimatdorf Renthendorf. Der ursprngliche
Schlag des alten Feldflchters ist in diesen
Bundeslndern noch weitgehend erhalten
geblieben. Dennoch sind auch dort nicht alle
Feldtauben gleich Feldflchter. Den alten Typ
heute noch fr den eigenen Gebrauch ausfindig
zu machen und zu erwerben, zhlt zu den
reizvollen, nicht immer einfachen Aufgaben.
Gerade der Kopf dieser Tauben ist charakterstisch
und erinnert noch sehr stark an ihre
Vorfahren, der wilden Felsentaube. Reine Rassevertreter
sind graublau, au§erdem gibt es
noch blaugehmmerte und einfarbig schwarze
Tiere. Letztere allerdings sind kaum noch vorhanden.
Stechend gelbe bis orangefarbige
Augen, ein sehr dnner schwarzer Schnabel,
gut ausgeprgter Stirnabsatz, rasende Scheuheit
und die Gr§e der Felsentaube sind typische
Merkmale der altherkmmlichen Feldtaube
/Feldflchter. Durch die stndige Zuwanderung
entflogener Brieftauben in ganz
Deutschland erlitten die alten Populationen
durch unkontrollierte Einkreuzung akute
Defizite, was ihre Originalitt betrifft.
Dennoch sind solche Vollblutvgel gelegentlich
noch an verlassenen Bauernhfen oder
zerfallenen Gebuden in kleinen Gruppen zu
finden. Sie sind meistens alle blau, woran sich
auch erkennen l§t, dass es sich um sehr alte
ingezchtete Stmme handelt. Andersfarbige,
wie z. B. Rote, Bunte, Schimmel oder Schwarze
mit viel Glanz im Gefieder sollte man ignorieren.
Solche Tauben fhren Brief- oder Rassetaubenblut.
Sie sind untypisch in den Kopfpunkten
und nicht so scheu wie echte Feldfl
chter. In meiner Jugendzeit 1955 hielt ich
zu Warzentauben immer mehrere Feldflchter
nebenher. Sie versorgten sich quasi selbst, ich
brauchte praktisch nur die Unterkunft zu stellen.
Schon damals fiel mir auf, wie unkompliziert
doch diese Tauben waren. Krankheiten
kamen so gut wie gar nicht vor und Jungtiere
gab es das ganze Jahr ber. Allerdings waren
hohe Verluste durch Abwandern die Regel.
Am Ende des Jahres blieben lediglich einige
Alttiere ber. Diese Eigenschaften sind ein
uraltes Phnomen, was nicht wegzuzchten
ist. Das ausgesprochen scheue Wesen dieser
Tauben hat den Vorteil, dass sie Greifvgel
von weitem erblicken und ihnen in Windeseile
entgehen knnen. Werden Feldflchter Brutm
glichkeiten au§erhalb des Taubenschlags
angeboten, so werden diese gern genommen.
Jeder Schlupfwinkel ist ihnen recht, sofern er
gro§ und trocken ist. Nicht verpaarte Tauben
suchen das Weite sobald sie frei kommen.
Sie bleiben aber in der Umgebung des Taubenschlags,
suchen sich einen Partner, in der
Regel sind es Brieftauben. Gemeinsam schreiten
sie dann zur Brut in Kirchtrmen oder
alten Betriebsgebuden. Wie schon erwhnt
sind Feldflchter fluggewandte Tauben, die
den Freiflug sehr lieben. Um keine gr§eren
Verluste einzugehen, sollte man einen Teil
seiner Zuchttiere in einer gerumigen
Voliere
unterbringen, um somit immer wieder auf
wichtiges Tierpotential zurckgreifen zu
knnen.
Wer Spa§ und Freude an besonderen Tauben
haben will, dem kann ich diese alte aber
dennoch sehr moderne Rasse nur empfehlen.