Hallo Gundi,
ich war grad auch irritiert, als Du einerseits darüber geschrieben hast, dass der Vogel kein Vertrauen zu Dir hat und andererseits, dass es nen Satz heiße Ohren setzt, wenn er sich daneben benimmt und hier ist egal ob es beissen oder was anderes ist, was Du nicht möchtest. Er muß erst einmal lernen, was erlaubt ist und was nicht und da mußt Du ihm beim Clickertraining eben auch helfen.
Was erlaubt ist, wird beim Training belohnt mit Click und Leckerli, außerhalb des Trainings mit Lobhudelei.
Was unerwünscht/verboten ist, wird ignoriert und zwar egal ob beim Training oder außerhalb.
Dem Beissen wirst Du nur durch ignorieren Herr werden, denn wenn Dein Satz heißer Ohren nur verbal war, so war er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für Deinen Geier eigentlich keine Strafe, sondern eher ne Art Belohnung, da er ja richtig viel Aufmerksamkeit bekam.
Vögel ticken um einiges anders, als Hunde, deshalb muß das Clickertraining bei Vögeln auch vollständig anders aufgebaut werden, als beim Hund. Ein Hund gehört in der Natur zu den Jägern, ein Vogel (außer den Greifvögeln) zu den Gejagten und von daher muß das Training unterschiedlich aufgebaut sein.
Ein Hund reagiert positiv auf schnelle Bewegungen, einen Vogel verscheuchst Du damit, zumindest schüchterst Du ihn ein.
Erst einmal zum Beissen, dass solltest und willst Du mit Sicherheit Deinem Geier abgewöhnen. Hierzu solltest Du es tunlichst vermeiden gebissen zu werden. Je weniger er die Gelegenheit dazu hat, desto weniger kann er Erfolg haben. Sollte er es doch mal schaffen, Dich zu beissen, so sollte Dir überhaupt kein Mucks über die Lippen kommen, also kein Aua oder Wehklagen, denn das kann er wiederum als Belohnung werten. Außerdem solltest Du ihm beim Beissen möglichst wenig "Angriffsfläche" bieten, dazu gehört z.B., dass Du die Haut in dem Bereich spannst, also z.B. er möchte in den Handrücken beissen und Du ballst die Hand zur Faust, die Haut auf dem Handrücken spannt sich und er kann weniger leicht reinbeissen.
Bzgl. dem Clickertraining, dass kann bei Vögeln sehr wohl auch zum Vertrauensaufbau verwendet werden. Hierzu solltest Du die
Schälchenmethode verwenden. Dazu mußt Du das Oberleckerli Deines Geiers kennen und vom üblichen Speiseplan streichen und ein Schälchen zum reinwerfen des Leckerlis verwenden, so dass Du es ihm nicht aus der Hand geben mußt. Dabei ist erst einmal Geduld wichtig, es kann bei den ersten malen Click -> Leckerli ins Schälchen schon mal 1-2 Tage dauern, bis der Vogel das Leckerli im Schälchen entdeckt und gefressen hat, Du brauchst nicht daneben stehen und warten, bis er es gefuttert hat, sondern kannst ihm den Freiraum geben, den er braucht und wenn es heißt, dass Du anfangs den Raum sogar verlassen mußt, damit er sein Leckerli frisst. Zeig ihm, dass er Dir vertrauen kann, indem Du ihn beim Clickern (auch schon beim Konditionieren) das Tempo bestimmen läßt. Wenn er nach einigen Malen Konditionieren, schon innerhalb weniger Minuten in Richtung Leckerlischälchen geht, kannst Du Deine Entfernung zu ihm langsam verringern. Allerdings solltest Du, sobald Du merkst, dass er zögert, wieder ein klein wenig zurück weichen und zwar auf den sog. Komfort-Abstand Deines Geiers. Mit der Zeit wird sich der Komfort-Abstand Deines Geiers immer weiter verringern und Du er läßt Dich nach ein paar Tagen oder 1-2 Wochen, je nachdem, wie seine Trainingsgeschwindigkeit ist, direkt am Käfig/der Voli stehen, wenn er sein Leckerli verputzt und dann kannst Du langsam mit der Hand auf Nähe gehen und ihm irgendwann tatsächlich sein Leckerli aus der Hand geben. Soll das mit dem Leckerli aus der Hand geben, auch außerhalb des Käfigs/der Voli funktionieren, muß es generalisiert werden, also auch außerhalb des Käfigs/der Voli 2-5 mal Click -> Leckerli wiederholen und erst dann mit dem "richtigen" Training beginnen, also dann den TS einführen, mit Parcours beginnen und auch zufällig ausgeführte, aber gewünschte Handlungen des Piepers clickern und belohnen.