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Tier- und Naturfreundin
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Heutiges Posting von "VolkerM" (tukan-world):
"9.00 Uhr / Hannover /
Der sogenannte "Diskurs" zur "Studie" im LK Leer hat eben begonnen.
Er ist nicht - wie angekündigt - "ergebnisoffen".
Auch nach dieser Veranstaltung soll das Fangen und Töten planmässig fortgeführt werden.
Die meisten Kritiker/innen sind diesem "Diskurs" deshalb ferngeblieben. Der Zwischenbericht des IWFo als Grundlage für eine Auseinandersetzung auf aktuellem Stand wurde den eingeladenen Wissenschaftler/innen und Artenschutzorganisationen erst vor wenigen Tagen zugänglich gemacht, was schon für sich genommen eine unmögliche (und durchaus unübliche) "Verfahrensweise" darstellt.
DIE ABSAGEN
16.06.05
Krähenvogeljagd in Niedersachsen: NABU und Deutscher Tierschutzbund sagen Teilnahme an Fachgespräch im Ministerium ab
Für den kommenden Montag, 20. Juni 2005, hat das niedersächsische Landwirtschaftsministerium zu einem „wissenschaftlichen Diskurs“ über die Tötung von Krähenvögeln eingeladen. Der Naturschutzbund NABU und der Deutsche Tierschutzbund haben ihre Teilnahme heute abgesagt, da „der geplante Ablauf und die bisher bekannte Teilnehmerliste darauf schließen lassen, dass die Veranstaltung keinen ergebnisoffenen Dialog in der Sache ermöglicht“.
Die Tötung von Tausenden Rabenvögeln im Landkreis Leer steht seit ihrem Beginn im Januar 2004 in der Kritik der Tier- und Naturschützer, die nationale und internationale Bestimmungen verletzt sehen. Ungeachtet dessen wird das Projekt von der niedersächsischen Landesregierung inhaltlich und finanziell unterstützt und soll ab August sogar fortgesetzt werden. Für den 20. Juni hat das Ministerium zu einem „wissenschaftlichen Diskurs“ eingeladen, an dem auch der NABU und der Deutsche Tierschutzbund teilnehmen sollten. Die beiden Verbände haben die Teilnahme nun demonstrativ abgesagt.
„Wir stehen für einen konstruktiven Dialog. Das Ministerium will den Ablauf aber offenbar so lenken, dass ihre rechtswidrige Linie unabhängig von Sachverstand abgenickt wird. Dafür stehen wir nicht zur Verfügung“, erklären Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbundes, gemeinsam ihre Absage. Im Vorfeld der Veranstaltung hatten bereits zahlreiche anerkannte Wissenschaftler eine Teilnahme aus Protest abgelehnt. Mehrmals hatten die beiden Verbände im Ministerium den im März erstellten Zwischenbericht des Projektes angefordert, der für die Vorbereitung für den Diskurs am 20. Juni von zentraler Bedeutung ist. Dieser Bericht wurde den Verbänden nun derart kurzfristig zugestellt, dass eine detaillierte fachliche Auseinandersetzung nicht mehr möglich ist. Weiterhin ist nach der bisher vorliegenden Teilnehmerliste eine paritätische Besetzung der Teilnehmer nicht erkennbar, so dass die Jagdbefürworter hinsichtlich des Rederechtes deutlich bevorzugt wurden. Zudem hatte das Landwirtschaftsministerium immer wieder in den Medien ihre Zusage nach einer „ergebnisoffenen“ Diskussion selbst in Frage gestellt.
Die beiden Verbandspräsidenten erneuerten die scharfe Kritik an der Jagd auf Krähenvögel und an dem Vorgehen der Landesregierung, erklärten aber zugleich, dass „ein Gespräch auch in der Zukunft möglich ist, wenn sich die Landesregierung eines Besseren besinne und tatsächliches Interesse an den wissenschaftlich begründeten Argumenten der Tier- und Umweltschützer zeige“.
http://www.tierschutzbund.de/00966.html
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ++++++++
Dr. Wolfgang Epple
Eduard-Hamm-Straße 10/76
D-94036 Passau
Tel.+49-851-7565491
mail: **********
Niedersächsisches Ministerium
für den ländlichen Raum
Gert Lindemann
Calenberger Straße 2
30169 Hannover
Datum: 26.05.2005
Betr.: Als „Forschungsprojekt“ verbrämte vorurteilsbegründete Massentötung von Rabenkrähen und Elstern, speziell durch verbotene Massenfangfallen im Landkreis Leer; Massenvernichtung von Rabenvögeln in Niedersachsen.
Bezug: Ihr Schreiben vom 20.05.2005
Sehr geehrter Herr Lindemann,
mit Verwunderung habe ich den Inhalt Ihres Schreibens vom 20.05.2005 zur Kenntnis nehmen müssen.
Sie streben angeblich eine „sachliche und ergebnisoffene Diskussion“ im Rahmen eines „wissenschaftlichen Diskurses“ an über einen in der Geschichte der ornithologischen Feldforschung wohl noch nie da gewesenen schändlichen Skandal aus Unsachlichkeit und Nicht-Ergebnisoffenheit, einen Skandal, den die naturschutzfeindliche Geisteshaltung der niedersächsischen Landesregierung, als dessen Organ Sie sich nun bei mir und einigen meiner Kollegen melden, hervorgebracht und zu verantworten hat.
Dass ich Ihrer Einladung, die nicht ernst gemeint sein kann nach den Vorgängen, die Ihre Dienstherrin der Fachwelt und Naturschutzöffentlichkeit zugemutet hat, einer Einladung, die in Wirklichkeit die Fortsetzung einer an der Ignoranz Ihrer Macht orientierten Totmach-Orgie schon impliziert, nicht folgen kann, will ich öffentlich begründen.
Vorurteilsbezogenes Handeln, für das Ihr Haus nun steht, kann nie „ergebnisoffen“ sein. Am besten erkläre ich Ihnen dies in bildlicher Sprache, denn die am Skandal als politisch Verantwortliche Beteiligten, zu denen Ihr Haus, vermutlich Sie selbst (zumindest im Rahmen von „Dienstpflichten", besonders natürlich Ihr Minister und dessen vorgesetzter Regierungschef gehören, haben die Sprache der Sachlichkeit und Ergebnisoffenheit, die in der Tat zu einem wissenschaftlichen Diskurs gehört hätte, in dieser Angelegenheit offenbar ganz und gar nicht verstanden und bislang auch nicht erkennbar benutzt.
Ich habe demgegenüber zur Genüge öffentlich hinterlegt, gerade in dieser „Rabenvogelangelegenheit“ die Sprache des sachlichen Dialogs zu suchen und zu sprechen. Dies seit 1987, als ich zum ersten Mal zusammen mit einem bekannten Juristen und Naturschutzfachmann in der auch behördlich renommierten Zeitschrift „Natur und Landschaft“ zum Schutz der Rabenvögel publizierte. Und es wird Ihnen – wenigstens inzwischen - bekannt sein, dass ich vor neun Jahren zum „Rabenvogelstreit“ das einschlägige Buch verfasst habe, das im In- und Ausland nur positive Besprechungen in den entsprechenden Fachjournalen erhielt (die Ausnahme bildeten die berüchtigten Jagdillustrierten, deren jahrelange Hetze ganz im Sinne des Deutschen Jagdschutzverbandes ein Sachthema zum „Krieg“ hochstilisierte). Gelesen haben Sie und die fachfremden „Forscher“, deren „Projekt“ im Landkreis Leer Sie nun verteidigen, in diesem Buch wohl nie oder doch mindestens zu spät - und wenn, dann haben Sie und jene Projektbetreiber offensichtlich die Inhalte nicht verstehen oder akzeptieren können. Sie scheinen darüber hinaus auch die fundierten Facharbeiten selbst aus Ihrem eigenen Land und den vormals bundes- und europaweit angesehenen niedersächsischen Behörden nicht „ergebnisoffen“ zur Kenntnis nehmen zu können. Das Ansehen Niedersachsens in Sachen Naturschutz hat Ihre Regierung damit gründlich beschädigt.
Die Niedersächsische Landesregierung verantwortet einen Berg von vielen Hunderttausenden zu Unrecht getöteten, unschuldigen Wildvögeln aus der Familie der Rabenvögel. Und Sie haben nun die Stirn, mich einzuladen, über ein „Projekt“ zu sprechen, das schon in den Prämissen von der angesprochenen Ignoranz, von Hass und Vorurteilen gegen unschuldige Wildtiere zeugt und ausgeht, und in dessen Verlauf durch besonders eklatant unrechtes Tun der Vogelleichenberg, von dem herab nun vorgeblich „Sachlichkeit“ und „Ergebnisoffenheit“ angestrebt wird, noch um eine fünfstellige Leichenzahl erhöht wurde und laufend erhöht wird. Dies, obwohl ich für den Freispruch dieser unschuldigen Vögel von allen gängigen Vorverurteilungen des Jäger-, Bauern- und Volksmundes und gegen alle Totschlagargumente, die Ihre Regierung kritiklos nachspricht, schon vor Jahren öffentlich plädiert und diesen Freispruch inhaltlich und auch für Sie und jene fachfremden „Forscher“ im Landkreis Leer allgemeinverständlich nachlesbar begründet habe.
Ihr Ansinnen mir gegenüber ist damit etwa dem vergleichbar, als würden Sie einem Pazifisten, der gegen Hetze und Pogrome eintritt und publiziert hat, anbieten, über die unterschiedlichen Erfahrungen und Möglichkeiten der Massenvernichtung einer eben durch gezielte Hetze ausgegrenzten wehrlosen Minderheit „ergebnisoffen“ und sachlich zu diskutieren. Dabei ist der Einladende dazu hin noch Organ der politisch und rechtlich Verantwortlichen der hasserfüllten Massenvernichtung Unschuldiger. Das können Sie nicht ernst meinen. Denn im Umgang mit wehrlosen Unschuldigen ist dieser Analogschluss zwischen Mitmenschlichkeit und Mitgeschöpflichkeit erlaubt. Es geht im Landkreis Leer um das massenhafte Totschlagen unschuldiger und wehrloser Kreaturen, in ganz Niedersachsen geht es um den sinnlosen Massenmord an Wildvögeln. Die ethisch zutiefst verwerfliche und fachlich unbegründete Verfolgung der Rabenvögel ist eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte des „Naturschutzes“ in Deutschland. Ihre Landesregierung hat durch ihr Verhalten, den als „Forschungsprojekt“ verbrämten Massentotschlag unschuldiger Wildvögel im Landkreis Leer nicht nur zu dulden, sondern auch noch mit dem Nachsprechen und Vertreten der entsprechenden falschen Prämissen („Rabenvögel rotten andere Arten aus“, um eine entscheidende der nachgesprochenen Fehlprämissen, unlängst in der „Borkumer Zeitung“ wiederholt, zu zitieren) öffentlich zu decken, den bislang wohl bizarrsten Abschnitt dieses dunklen Kapitels mit beigetragen. Wer Hass abreagieren lässt, kann sich des Beifalls der Hasser sicher sein. War dies Ihr politisches Kalkül in Leer?
Ein unschuldiges Kind, das absichtlich in den Brunnen gestoßen wurde, damit es darin ertrinkt, kann nicht dadurch wiederbelebt werden, dass man an seiner Leiche nachträglich darüber „ergebnisoffen“ und „sachlich“ einen Diskurs führt, auf welche andere Art und Weise man sein Ertrinken noch herbeiführen hätte können.
Nachdem die Projektbetreiber und die sie deckenden politisch Verantwortlichen die vielfach angebotene Sprache des sachlichen Dialogs nicht nachvollziehen wollten, hoffe ich, dass diese bildlich formulierten Zeilen zum besseren Verständnis der Ausgangslage beitragen. Aus Ihrer Einladung kann nicht die Absicht erkannt werden, das schändliche Massenvernichten von Rabenvögeln in Leer oder anderswo in Niedersachsen unverzüglich zu beenden. Die Verantwortung für unsittliches Tun wird, seien Sie sicher, an anderer Stelle vor einem anderen Richter gesühnt werden. Auch 8000 Unterschriften setzen Unrecht nicht in Recht. Selbst satte „Mehrheiten“ können (sich ver)irren, wie die Geschichte zeigt. Ich schäme mich für das, was Sie und die Jäger Niedersachsens als meine Mitmenschen wehrlosen Kreaturen antun.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Epple
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ++++++++
Absender dieses Schreibens:
PD Dr. Hans-Wolfgang Helb
TU Kaiserslautern, FB Biologie
Postfach 3049,
67653 Kaiserslautern
Niedersächsisches Ministerium
für den ländlichen Raum,
Herrn Staatssekretär Gert Lindemann
Calenberger Str. 2
30169 Hannover
Kaiserslautern, 03.06.2005
Offener Brief
„Wissenschaftlicher Diskurs zum Forschungsprojekt ‚Rabenkrähen- und Elsternfang im Landkreis Leer’“
Bezug: Einladungsschreiben von Herrn Staatssekretär Gert Lindemann vom 20. Mai 2005
Sehr geehrter Herr Staatssekretär,
die Unterzeichner bestätigen dankend den Empfang der Einladung zu Ihrer Diskussionsveranstaltung.
Wir sehen indessen keinen Anlass, uns an dieser Veranstaltung zu beteiligen.
Die allgemeine Rechtslage ist klar. Sie verbietet den Einsatz der Norwegischen Krähenfalle. Rabenvögel als Singvögel sind geschützt. Die Ausnahmegenehmigung zum Betrieb der Falle wurde widerrechtlich erteilt, weil das Projekt nicht wissenschaftlich begründet ist bzw. die wissen-schaftliche Begründung auf zahlreichen Irrtümern und Falschannahmen fußt (vgl. auch das Fallen-Gutachten für den Deutschen Tierschutzbund von Epple, Helb & Mäck 2005). Neben dieser materiellen Rechtswidrigkeit gibt es weitere formelle Rechtswidrigkeiten bei der Erteilung der Ausnahme-genehmigungen, wie wir bereits in div. Schreiben an Minister Ehlen mitteilten.
Die ökologische Sachlage ist in zahlreichen einschlägigen Gutachten und Publikationen analysiert. Rabenvögel beeinflussen die Bestandsentwicklung von Wiesenbrütern nicht in nennenswertem Umfang. An dieser Sachlage, die von den Beteiligten anscheinend noch nicht umfassend zur Kenntnis genommen worden ist, ändern weder Referate noch Diskussionen etwas. Dies umso mehr, als trotz umfangreich vorliegender wissenschaftlicher Unterlagen und unserer gleichsinnigen Schreiben diese bis heute in dem „Projekt“ keine Berücksichtigung fanden. Außerdem hat laut Pressemitteilung Minister Ehlen der Jägerschaft in Leer bereits zugesagt, dass das „Projekt“ wie geplant fortgesetzt würde. Ihr Dienstherr, Herr Minister Ehlen, teilte uns bereits in einem Schreiben vom 16.2.2005 mit, dass der von Ihnen nun eingeladene Diskurs zwar stattfinden soll, doch gehe es dabei nicht um die Erkundung von Argumenten zur Einstellung des „Projektes“, sondern um einen „Diskurs über die Sinnhaftigkeit, die Untersuchungsbreite und die Zeitabläufe des Projektes“. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir an einer derartigen Veranstaltung nicht teilnehmen werden. Sie ist, wenn man die juristische und wissenschaftliche Sachlage berücksichtigt, nicht notwendig.
Wir nehmen an, dass Ihre Veranstaltung noch abgesagt werden kann oder doch sehr rasch zu dem Ergebnis gelangen wird, dass der Rabenvogelfang im Landkreis Leer, wie von uns seit über einem Jahr immer wieder fachlich begründet und eindringlich gefordert, tatsächlich endlich einzustellen bzw. nicht wieder aufzunehmen ist.
Mit freundlichen Grüßen
gez.
Dr. Ulrich Mäck
(Ethologe und Ökologe)
gez.
Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann
(Ethologe und Ökologe)
PD Dr. Hans-Wolfgang Helb
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ++++++++
Wir haben uns trotzdem in der Kürze der Zeit mit den Inhalten des Zwischenberichtes auseinandergesetzt, der im Prinzip nur als Wiederholung der Projektbeschreibung, ergänzt mit einigen unvollständigen und veralteten Daten, die zudem nach Belieben strapaziert werden, anzusehen ist.
Wir haben zeitgleich eine Presse-Information mit inhaltlicher Auseinandersetzung zu einzelnen (markanten) Punkten des Zwischenberichtes bundesweit verschickt."
"9.00 Uhr / Hannover /
Der sogenannte "Diskurs" zur "Studie" im LK Leer hat eben begonnen.
Er ist nicht - wie angekündigt - "ergebnisoffen".
Auch nach dieser Veranstaltung soll das Fangen und Töten planmässig fortgeführt werden.
Die meisten Kritiker/innen sind diesem "Diskurs" deshalb ferngeblieben. Der Zwischenbericht des IWFo als Grundlage für eine Auseinandersetzung auf aktuellem Stand wurde den eingeladenen Wissenschaftler/innen und Artenschutzorganisationen erst vor wenigen Tagen zugänglich gemacht, was schon für sich genommen eine unmögliche (und durchaus unübliche) "Verfahrensweise" darstellt.
DIE ABSAGEN
16.06.05
Krähenvogeljagd in Niedersachsen: NABU und Deutscher Tierschutzbund sagen Teilnahme an Fachgespräch im Ministerium ab
Für den kommenden Montag, 20. Juni 2005, hat das niedersächsische Landwirtschaftsministerium zu einem „wissenschaftlichen Diskurs“ über die Tötung von Krähenvögeln eingeladen. Der Naturschutzbund NABU und der Deutsche Tierschutzbund haben ihre Teilnahme heute abgesagt, da „der geplante Ablauf und die bisher bekannte Teilnehmerliste darauf schließen lassen, dass die Veranstaltung keinen ergebnisoffenen Dialog in der Sache ermöglicht“.
Die Tötung von Tausenden Rabenvögeln im Landkreis Leer steht seit ihrem Beginn im Januar 2004 in der Kritik der Tier- und Naturschützer, die nationale und internationale Bestimmungen verletzt sehen. Ungeachtet dessen wird das Projekt von der niedersächsischen Landesregierung inhaltlich und finanziell unterstützt und soll ab August sogar fortgesetzt werden. Für den 20. Juni hat das Ministerium zu einem „wissenschaftlichen Diskurs“ eingeladen, an dem auch der NABU und der Deutsche Tierschutzbund teilnehmen sollten. Die beiden Verbände haben die Teilnahme nun demonstrativ abgesagt.
„Wir stehen für einen konstruktiven Dialog. Das Ministerium will den Ablauf aber offenbar so lenken, dass ihre rechtswidrige Linie unabhängig von Sachverstand abgenickt wird. Dafür stehen wir nicht zur Verfügung“, erklären Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und Olaf Tschimpke, Präsident des Naturschutzbundes, gemeinsam ihre Absage. Im Vorfeld der Veranstaltung hatten bereits zahlreiche anerkannte Wissenschaftler eine Teilnahme aus Protest abgelehnt. Mehrmals hatten die beiden Verbände im Ministerium den im März erstellten Zwischenbericht des Projektes angefordert, der für die Vorbereitung für den Diskurs am 20. Juni von zentraler Bedeutung ist. Dieser Bericht wurde den Verbänden nun derart kurzfristig zugestellt, dass eine detaillierte fachliche Auseinandersetzung nicht mehr möglich ist. Weiterhin ist nach der bisher vorliegenden Teilnehmerliste eine paritätische Besetzung der Teilnehmer nicht erkennbar, so dass die Jagdbefürworter hinsichtlich des Rederechtes deutlich bevorzugt wurden. Zudem hatte das Landwirtschaftsministerium immer wieder in den Medien ihre Zusage nach einer „ergebnisoffenen“ Diskussion selbst in Frage gestellt.
Die beiden Verbandspräsidenten erneuerten die scharfe Kritik an der Jagd auf Krähenvögel und an dem Vorgehen der Landesregierung, erklärten aber zugleich, dass „ein Gespräch auch in der Zukunft möglich ist, wenn sich die Landesregierung eines Besseren besinne und tatsächliches Interesse an den wissenschaftlich begründeten Argumenten der Tier- und Umweltschützer zeige“.
http://www.tierschutzbund.de/00966.html
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ++++++++
Dr. Wolfgang Epple
Eduard-Hamm-Straße 10/76
D-94036 Passau
Tel.+49-851-7565491
mail: **********
Niedersächsisches Ministerium
für den ländlichen Raum
Gert Lindemann
Calenberger Straße 2
30169 Hannover
Datum: 26.05.2005
Betr.: Als „Forschungsprojekt“ verbrämte vorurteilsbegründete Massentötung von Rabenkrähen und Elstern, speziell durch verbotene Massenfangfallen im Landkreis Leer; Massenvernichtung von Rabenvögeln in Niedersachsen.
Bezug: Ihr Schreiben vom 20.05.2005
Sehr geehrter Herr Lindemann,
mit Verwunderung habe ich den Inhalt Ihres Schreibens vom 20.05.2005 zur Kenntnis nehmen müssen.
Sie streben angeblich eine „sachliche und ergebnisoffene Diskussion“ im Rahmen eines „wissenschaftlichen Diskurses“ an über einen in der Geschichte der ornithologischen Feldforschung wohl noch nie da gewesenen schändlichen Skandal aus Unsachlichkeit und Nicht-Ergebnisoffenheit, einen Skandal, den die naturschutzfeindliche Geisteshaltung der niedersächsischen Landesregierung, als dessen Organ Sie sich nun bei mir und einigen meiner Kollegen melden, hervorgebracht und zu verantworten hat.
Dass ich Ihrer Einladung, die nicht ernst gemeint sein kann nach den Vorgängen, die Ihre Dienstherrin der Fachwelt und Naturschutzöffentlichkeit zugemutet hat, einer Einladung, die in Wirklichkeit die Fortsetzung einer an der Ignoranz Ihrer Macht orientierten Totmach-Orgie schon impliziert, nicht folgen kann, will ich öffentlich begründen.
Vorurteilsbezogenes Handeln, für das Ihr Haus nun steht, kann nie „ergebnisoffen“ sein. Am besten erkläre ich Ihnen dies in bildlicher Sprache, denn die am Skandal als politisch Verantwortliche Beteiligten, zu denen Ihr Haus, vermutlich Sie selbst (zumindest im Rahmen von „Dienstpflichten", besonders natürlich Ihr Minister und dessen vorgesetzter Regierungschef gehören, haben die Sprache der Sachlichkeit und Ergebnisoffenheit, die in der Tat zu einem wissenschaftlichen Diskurs gehört hätte, in dieser Angelegenheit offenbar ganz und gar nicht verstanden und bislang auch nicht erkennbar benutzt.
Ich habe demgegenüber zur Genüge öffentlich hinterlegt, gerade in dieser „Rabenvogelangelegenheit“ die Sprache des sachlichen Dialogs zu suchen und zu sprechen. Dies seit 1987, als ich zum ersten Mal zusammen mit einem bekannten Juristen und Naturschutzfachmann in der auch behördlich renommierten Zeitschrift „Natur und Landschaft“ zum Schutz der Rabenvögel publizierte. Und es wird Ihnen – wenigstens inzwischen - bekannt sein, dass ich vor neun Jahren zum „Rabenvogelstreit“ das einschlägige Buch verfasst habe, das im In- und Ausland nur positive Besprechungen in den entsprechenden Fachjournalen erhielt (die Ausnahme bildeten die berüchtigten Jagdillustrierten, deren jahrelange Hetze ganz im Sinne des Deutschen Jagdschutzverbandes ein Sachthema zum „Krieg“ hochstilisierte). Gelesen haben Sie und die fachfremden „Forscher“, deren „Projekt“ im Landkreis Leer Sie nun verteidigen, in diesem Buch wohl nie oder doch mindestens zu spät - und wenn, dann haben Sie und jene Projektbetreiber offensichtlich die Inhalte nicht verstehen oder akzeptieren können. Sie scheinen darüber hinaus auch die fundierten Facharbeiten selbst aus Ihrem eigenen Land und den vormals bundes- und europaweit angesehenen niedersächsischen Behörden nicht „ergebnisoffen“ zur Kenntnis nehmen zu können. Das Ansehen Niedersachsens in Sachen Naturschutz hat Ihre Regierung damit gründlich beschädigt.
Die Niedersächsische Landesregierung verantwortet einen Berg von vielen Hunderttausenden zu Unrecht getöteten, unschuldigen Wildvögeln aus der Familie der Rabenvögel. Und Sie haben nun die Stirn, mich einzuladen, über ein „Projekt“ zu sprechen, das schon in den Prämissen von der angesprochenen Ignoranz, von Hass und Vorurteilen gegen unschuldige Wildtiere zeugt und ausgeht, und in dessen Verlauf durch besonders eklatant unrechtes Tun der Vogelleichenberg, von dem herab nun vorgeblich „Sachlichkeit“ und „Ergebnisoffenheit“ angestrebt wird, noch um eine fünfstellige Leichenzahl erhöht wurde und laufend erhöht wird. Dies, obwohl ich für den Freispruch dieser unschuldigen Vögel von allen gängigen Vorverurteilungen des Jäger-, Bauern- und Volksmundes und gegen alle Totschlagargumente, die Ihre Regierung kritiklos nachspricht, schon vor Jahren öffentlich plädiert und diesen Freispruch inhaltlich und auch für Sie und jene fachfremden „Forscher“ im Landkreis Leer allgemeinverständlich nachlesbar begründet habe.
Ihr Ansinnen mir gegenüber ist damit etwa dem vergleichbar, als würden Sie einem Pazifisten, der gegen Hetze und Pogrome eintritt und publiziert hat, anbieten, über die unterschiedlichen Erfahrungen und Möglichkeiten der Massenvernichtung einer eben durch gezielte Hetze ausgegrenzten wehrlosen Minderheit „ergebnisoffen“ und sachlich zu diskutieren. Dabei ist der Einladende dazu hin noch Organ der politisch und rechtlich Verantwortlichen der hasserfüllten Massenvernichtung Unschuldiger. Das können Sie nicht ernst meinen. Denn im Umgang mit wehrlosen Unschuldigen ist dieser Analogschluss zwischen Mitmenschlichkeit und Mitgeschöpflichkeit erlaubt. Es geht im Landkreis Leer um das massenhafte Totschlagen unschuldiger und wehrloser Kreaturen, in ganz Niedersachsen geht es um den sinnlosen Massenmord an Wildvögeln. Die ethisch zutiefst verwerfliche und fachlich unbegründete Verfolgung der Rabenvögel ist eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte des „Naturschutzes“ in Deutschland. Ihre Landesregierung hat durch ihr Verhalten, den als „Forschungsprojekt“ verbrämten Massentotschlag unschuldiger Wildvögel im Landkreis Leer nicht nur zu dulden, sondern auch noch mit dem Nachsprechen und Vertreten der entsprechenden falschen Prämissen („Rabenvögel rotten andere Arten aus“, um eine entscheidende der nachgesprochenen Fehlprämissen, unlängst in der „Borkumer Zeitung“ wiederholt, zu zitieren) öffentlich zu decken, den bislang wohl bizarrsten Abschnitt dieses dunklen Kapitels mit beigetragen. Wer Hass abreagieren lässt, kann sich des Beifalls der Hasser sicher sein. War dies Ihr politisches Kalkül in Leer?
Ein unschuldiges Kind, das absichtlich in den Brunnen gestoßen wurde, damit es darin ertrinkt, kann nicht dadurch wiederbelebt werden, dass man an seiner Leiche nachträglich darüber „ergebnisoffen“ und „sachlich“ einen Diskurs führt, auf welche andere Art und Weise man sein Ertrinken noch herbeiführen hätte können.
Nachdem die Projektbetreiber und die sie deckenden politisch Verantwortlichen die vielfach angebotene Sprache des sachlichen Dialogs nicht nachvollziehen wollten, hoffe ich, dass diese bildlich formulierten Zeilen zum besseren Verständnis der Ausgangslage beitragen. Aus Ihrer Einladung kann nicht die Absicht erkannt werden, das schändliche Massenvernichten von Rabenvögeln in Leer oder anderswo in Niedersachsen unverzüglich zu beenden. Die Verantwortung für unsittliches Tun wird, seien Sie sicher, an anderer Stelle vor einem anderen Richter gesühnt werden. Auch 8000 Unterschriften setzen Unrecht nicht in Recht. Selbst satte „Mehrheiten“ können (sich ver)irren, wie die Geschichte zeigt. Ich schäme mich für das, was Sie und die Jäger Niedersachsens als meine Mitmenschen wehrlosen Kreaturen antun.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Epple
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ++++++++
Absender dieses Schreibens:
PD Dr. Hans-Wolfgang Helb
TU Kaiserslautern, FB Biologie
Postfach 3049,
67653 Kaiserslautern
Niedersächsisches Ministerium
für den ländlichen Raum,
Herrn Staatssekretär Gert Lindemann
Calenberger Str. 2
30169 Hannover
Kaiserslautern, 03.06.2005
Offener Brief
„Wissenschaftlicher Diskurs zum Forschungsprojekt ‚Rabenkrähen- und Elsternfang im Landkreis Leer’“
Bezug: Einladungsschreiben von Herrn Staatssekretär Gert Lindemann vom 20. Mai 2005
Sehr geehrter Herr Staatssekretär,
die Unterzeichner bestätigen dankend den Empfang der Einladung zu Ihrer Diskussionsveranstaltung.
Wir sehen indessen keinen Anlass, uns an dieser Veranstaltung zu beteiligen.
Die allgemeine Rechtslage ist klar. Sie verbietet den Einsatz der Norwegischen Krähenfalle. Rabenvögel als Singvögel sind geschützt. Die Ausnahmegenehmigung zum Betrieb der Falle wurde widerrechtlich erteilt, weil das Projekt nicht wissenschaftlich begründet ist bzw. die wissen-schaftliche Begründung auf zahlreichen Irrtümern und Falschannahmen fußt (vgl. auch das Fallen-Gutachten für den Deutschen Tierschutzbund von Epple, Helb & Mäck 2005). Neben dieser materiellen Rechtswidrigkeit gibt es weitere formelle Rechtswidrigkeiten bei der Erteilung der Ausnahme-genehmigungen, wie wir bereits in div. Schreiben an Minister Ehlen mitteilten.
Die ökologische Sachlage ist in zahlreichen einschlägigen Gutachten und Publikationen analysiert. Rabenvögel beeinflussen die Bestandsentwicklung von Wiesenbrütern nicht in nennenswertem Umfang. An dieser Sachlage, die von den Beteiligten anscheinend noch nicht umfassend zur Kenntnis genommen worden ist, ändern weder Referate noch Diskussionen etwas. Dies umso mehr, als trotz umfangreich vorliegender wissenschaftlicher Unterlagen und unserer gleichsinnigen Schreiben diese bis heute in dem „Projekt“ keine Berücksichtigung fanden. Außerdem hat laut Pressemitteilung Minister Ehlen der Jägerschaft in Leer bereits zugesagt, dass das „Projekt“ wie geplant fortgesetzt würde. Ihr Dienstherr, Herr Minister Ehlen, teilte uns bereits in einem Schreiben vom 16.2.2005 mit, dass der von Ihnen nun eingeladene Diskurs zwar stattfinden soll, doch gehe es dabei nicht um die Erkundung von Argumenten zur Einstellung des „Projektes“, sondern um einen „Diskurs über die Sinnhaftigkeit, die Untersuchungsbreite und die Zeitabläufe des Projektes“. Bitte haben Sie dafür Verständnis, dass wir an einer derartigen Veranstaltung nicht teilnehmen werden. Sie ist, wenn man die juristische und wissenschaftliche Sachlage berücksichtigt, nicht notwendig.
Wir nehmen an, dass Ihre Veranstaltung noch abgesagt werden kann oder doch sehr rasch zu dem Ergebnis gelangen wird, dass der Rabenvogelfang im Landkreis Leer, wie von uns seit über einem Jahr immer wieder fachlich begründet und eindringlich gefordert, tatsächlich endlich einzustellen bzw. nicht wieder aufzunehmen ist.
Mit freundlichen Grüßen
gez.
Dr. Ulrich Mäck
(Ethologe und Ökologe)
gez.
Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann
(Ethologe und Ökologe)
PD Dr. Hans-Wolfgang Helb
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ++++++++
Wir haben uns trotzdem in der Kürze der Zeit mit den Inhalten des Zwischenberichtes auseinandergesetzt, der im Prinzip nur als Wiederholung der Projektbeschreibung, ergänzt mit einigen unvollständigen und veralteten Daten, die zudem nach Belieben strapaziert werden, anzusehen ist.
Wir haben zeitgleich eine Presse-Information mit inhaltlicher Auseinandersetzung zu einzelnen (markanten) Punkten des Zwischenberichtes bundesweit verschickt."