Hallo Christoph,
ich weiss, dass das ganze ein Dilemma ist, mir tun die Tiere ja auch Leid. Früher war das ganze nicht so schlimm, da hatte man ein wesentlich natürlicheres Verhältnis im Umgang mit Tauben. Meine Oma, die von einem Bauernhof stammt, hat mir immer erzählt, das sie ständig freifliegende Tauben hatten, die in einem Turm gewohnt haben und zur Futtersuche auf die Felder geflogen sind. Tauben, besonders Jungtauben, waren damals als Fleischlieferant beliebt, als Fleisch noch ein Luxusgut war, weil man praktisch nichts in die Tiere investieren musste und trotzdem ständig Nachwuchs erhalten hat von den Tieren aufgrund ihrer hohen Fortpflanzungsrate, ich denke, dass schon damals der Grundstein für die heute hohen Stadttaubenpopulationen gelegt wurden.Ich glaube, dass sich so manche Städter früher gefreut hat, wenn wilde Tauben auf seinem Dachboden gebrütet haben, weil das kostenlos Fleisch bedeutet hat. Auch diente Taubenkot zur Düngergewinnung (Ägypten) und zur Herstellung von Laugen für das Gerben von Fällen. Heute ist das alles leider nicht mehr so. Selbst als Taubenzüchter musst Du Dir heute sehr genau überlegen, wann Du Deine Tauben aus dem Schlag lässt um keinen Ärger mit der Nachbarschaft zu bekommen, sonst ist es irgendwann mit dem Freiflug ganz vorbei oder gar mit der Taubenhaltung. Ich schau schon immer, dass meine Tauben möglichst nirgendwo auf den Dächern landen, weil die Mehrheit meiner Nachbarn auch nicht gerade Tauben begeistert sind. Ich habe hier noch das Glück, dass ich auf einem Dorf wohne und relativ viel Platz ist, aber ein Taubenzüchter, der in der Stadt wohnt muss es sich auch schon zweimal überlegen, ob er seine Tauben noch fliegen lässt. Es ist alles sehr traurig und ich hab leider auch kein Patentrezept für die Lösung des Problems, die betreuten Taubenschläge für Stadttauben sind auf jedenfall ein wichtiger Ansatzpunkt.
Viele Grüße
Andrea