Hallo miteinander,
soweit ich mich erinnere, waren in den vergangenen Jahren die Jäger und Förster in den nördlichen Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern von Ornithologen darum gebeten worden, die Aufbrüche und Abfälle von erlegtem Wild draußen liegen zu lassen als Futter für die Adler und andere vorkommende Greifvögel.
Das Gerücht, dass in diesen Eingeweiden enthaltene bleihaltige Reste von Jagdgeschossen zum Verenden von Adlern geführt haben sollen, tauchte erst vor kurzem auf. Reagiert hat man zunächst in der Weise, dass keine Aufbrüche mehr draussen liegen bleiben und vermehrt bleifreie Geschosse zum Einsatz kommen.
Wobei man dieses Thema eigentlich recht differenziert betrachten muß:
Bei den erwähnten Aufbrüchen handelt es sich um die Eingeweide grösserer Pflanzenfresser wie Reh, Dam- und Rothirsch oder Wildschwein. Die Aufbrüche von Wildschweinen hat man nicht liegenlassen wg. Schweinepest.
Die gennannten Wildarten gehören zum sog. Schalenwild und werden mit Büchsengeschossen, nicht mit Schrot, erlegt. Ein durchschnittliches Büchsengeschoß wiegt um die 11 bis 12 Gramm, davon sind etwa zwei Drittel Gewichtsanteile Blei. Beim durchschlagen des Wildkörpers fliegt der grösste Teil des Geschosses wieder zur Ausschuß-Seite hinaus, verbleibt also nicht im Wildkörper. Manche, aber längst nicht alle Geschoßarten splittern nach dem Auftreffen aufs Ziel. Nur bei diesen Geschoßen kann überhaupt Blei im Wildkörper in Form von kleinen Splittern bleiben, bei den meisten Geschoßtypen fliegt der Bleianteil durch den Ausschuß davon.
Und von diesen Bleisplittern wiederum landet nur ein geringer Teil in den Eingeweiden (Aufbruch), weil in der Regel auf den Brustraum geschossen wird.
Etwas anders sieht es aus beim Schrot.
Bleischrot ist für die Jagd auf Wasserwild schon lange untersagt; Bleischrote könne deshalb nur Wildarten zu Lande wie Füchse oder Feldhasen enthalten. Greifvögel wiederum können mit Bleischrot kontaminierte Hasen, Füchse oder Kaninchen nur dann erreichen, wenn diese im Verlauf der Jagd nicht gefunden werden oder leicht angeschossen entkommen- was wiederum bedeutet, dass sie kaum Schrot abbekommen haben. Eine durchschnittliche Schrotpatrone Kal. 12/70 enthält zwischen 28 und 36 Gramm Schrot; wenn ein Drittel davon den Wildkörper trifft, tritt ein blitzartiger Schocktod ein.
Wenn man sich nun die jährlichen Jagdstrecken der jeweiligen Bundesländer ansieht und versucht,den Bleianteil zu ermitteln, der über den Weg von Wildkörpern bzw. deren Abfällen in den Verdauungstrakt von Greifvögeln gelangen kann- herzlich wenig, in Summe ein paar Gramm.
Andererseits besteht schon seit Jahren eine gesetzliche Rücknahmepflicht für Autobatterien; trotzdem werden in Deutschland eine Million dieser bleihaltigen Akkus mehr ausgeliefert als zurückgenommen. Folglich verbleiben in der Umwelt ca. 1 Million Autobatterien mit einem Bleigehalt von mindestens 10 kg- und das jedes Jahr.
Ob da die verwendete Jagdmunition wirklich die ihr zugeschriebene Ursache für das Verenden von Greifvögeln ist?
idS Daniel