rosmon
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Wie laut sind Papageie wirklich?
Ich habe zwei Kongo Graupapageie und möchte allen, die sich überlegen Papageie zu kaufen, über die Lautstärke aufklären. Auch wenn Ihr (wie ich vorher auch) Erfahrungen in der Vogelhaltung mit kleineren Vögeln habt, empfehle ich diesen Bericht bis zum Ende zu lesen und dann gründlich zu überlegen, ob man sich ein Zusammenleben mit einem Papagei vorstellen kann. Ich finde das Thema Lautstärke wird nicht deutlich genug beschrieben. Damals, vor dem Kauf unser beiden „Schreihälse“, haben wir einen Papagei-Halter besucht, um uns einen Eindruck zu verschaffen, wie die Haltung allgemein ist und insbesondere wie laut ein Kongo Graupapagei wirklich ist. Der mehrstündige Eindruck den wir uns verschafft haben, hat aber getäuscht und den Alltag nicht wirklich dargestellt. Ich versuche hier einen realistischen Eindruck über den Alltag mit den Tieren zu vermitteln insbesondere, wenn man kein Vogelzimmer oder keine Außenvoliere hat und die Tiere im Wohnzimmer einer Mietwohnung in einem Mehrfamilienhaus in einer Voliere leben sollen:
Bei unserem Besuch damals haben wir leider nicht gezeigt bekommen, zu welchen „Höchstleistungen“ die Tiere hinsichtlich der Lautstärke fähig sind, die sie regelmäßig früh morgens wenn sie Hunger haben oder abends wenn sie schlafen sollen, abgeben. Also genau in der Zeit, in der alle Nachbarn schlafen und wo man vielleicht selbst auch etwas empfindlicher reagiert und eigentlich Harmonie und Ruhe haben möchte.
Von der Lautstärke und der Stressbelastung her kann man die „Schreie“ meiner Ansicht nach mit dem Bellen eines mittelgroßen Hundes vergleichen, der morgens im Wohnzimmer steht und immer weiter bellt, in voller Lautstärke. Also ein Hund der gerade Alarm schlägt. Stellt Euch das mal vor, wie das stressige und laute Bellen, Kläffen und Jaulen durch das ganze Treppenhaus scheppert, früh morgens, im Sommer schon ab 05:30 Uhr nach Sonnenaufgang und natürlich auch am Wochenende. Genauso ist es mit den noch viel schrilleren Rufen eines Papageis. Das dringt auch durch gut isolierte Wände und Decken. Man hört es bei geschlossenem Fenster noch mindestens 50 Meter weiter nach draußen heraus, trotz „Stadtlärm“ geht das nicht unter. ABER der Unterschied zu einem bellenden Hund ist, dass man einem Hund sagen kann er soll leise sein. Einem Papagei kann man das definitiv NICHT beibringen. Das morgendliche Schreien dauert manchmal auch ein paar Stunden an, ehe der Papagei diese Rufe einstellt. Klar, einem „Dauerschreier“, der das Schreien krankhaft den ganzen Tag macht, kann man das ganztägige Schreien mit viel Geduld und Konsequenz abgewöhnen. Aber dass ein Papagei morgens und abends schreit, ist wirklich normal und man kann es ihnen auf gar keinen Fall abgewöhnen. Einen Papagei den ganzen Morgen mit einer Decke zu verhüllen, damit er den Schnabel hält, ist meiner Ansicht nach Einschüchterung und Quälerei, Papageie sind meistens tagaktive Tiere und stehen mit Sonnenaufgang auf. Daran kann man nichts ändern, sie passen sich NIEMALS dem Halter an.
Da ein Papagei naturgemäß morgens und abends richtig aus vollem Halse „schreit“ und „pfeifft“ und leider nicht die „schönen und unterhaltsamen Pfiffe und Geräusche“ macht die immer in den You-Tube-Videos zu finden sind, oder die Papageie machen wenn man irgendwo zu Besuch ist, sollte man sich vor dem Kauf unbedingt von direkten Nachbarn zusichern lassen, dass sie damit einverstanden sind. Denn es ist 100% sicher, dass diese Schreie bei den Nachbarn laut und deutlich ankommen, egal wie neu das Mauerwerk ist. Selbst mein Vermieter, der bei Einzug erlaubt hat, dass die zwei Papageie bei uns wohnen, ist jetzt im Nachhinein erschrocken über die Lautstärke und ich konnte ihn gerade so noch beruhigen und habe versichert, dass ich versuche es ihnen abzutrainieren. Aber das ist natürlich Quatsch gewesen was ich ihm gesagt habe. Das laute Rufen morgens und abends kriege ich nicht abgewöhnt, also ist der nächste Umzug bei uns jetzt schon vorprogrammiert!
Das Thema Lautstärke wird zwar immer als Punkt „vor dem Kauf“ genannt, aber ich finde man wird nicht ausreichend aufgeklärt, wie laut es tatsächlich werden kann. „Es können bis zu 100 oder 120 Db werden“, darunter kann man sich nicht wirklich etwas vorstellen und man denkt, dann schreit der Vogel halt morgens mal so laut, draußen sind ja auch Wildvögel die rufen und Alltagsgeräusche, wird schon darin untergehen, ich liebe ja mein Haustier und mich selbst wird es nicht stören. Aber ich sage es ganz ehrlich: Doch es wird Dich vielleicht sogar in den Wahnsinn treiben und Du wirst Dich zusammen reißen müssen dass Du dem Tier nicht den Hals rumdrehst! Ich habe viel über Vogelhalter gelesen die auch Nervenzusammenbrüche davon bekommen haben, es ist eben unerträglich wenn man dem Schreien nicht entweichen kann in einer kleineren Mietwohnung. Wenn man mit den Tieren in einem Raum ist, ist ein Schrei so laut, dass es richtig heftig schmerzt in den Ohren, das ist nicht untertrieben. Und ein Schrei kommt selten alleine, die schreien alle 10 Sekunden würde ich sagen.
Papageie schreien definitiv über die Schmerzgrenze hinaus, wenn sie auf der Schulter sitzen und z.B. einen anderen Papagei rufen ist es nicht auszuhalten. Wenn man es gerade nicht will, dann schreien sie extra laut und man hat das Gefühl dass sie extra noch einen drauf setzen wenn man versucht sie abzulenken oder „ruhig zu stellen“.
Auch früh morgens wenn es noch dunkel ist und alle Nachbarn schlafen: Sobald sie hören dass ihr Herrchen aufsteht oder auch einfach so wenn sie Hunger haben, dann schreien sie ganz laut um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und wollen ihr Futter. Auch wenn man das Futter nachts schon hinstellt hilft das nicht, der Tag fängt für sie an und alle anderen sollen natürlich mitmachen, der ganze Schwarm, also auch die Menschen sollen loslegen mit dem Tag. Wie schon gesagt, im Sommer ist das teilweise schon ab 5:30 Uhr morgens. Natürlich auch am Wochenende, wenn man Urlaub hat, wenn man abends länger unterwegs war, etc.. Wenn nur eine Tür zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer mit Voliere liegt, kann man NICHT weiterschlafen nach dem Füttern, denn die Vögel rufen weiter, hören nicht wenn man Pech hat rufen sie auch mal ein-zwei Stunden lang im 10 Sekunden Takt, wollen raus und was erleben. Die langen Tage im Sommer sind auch nicht ganz unproblematisch, da haben sie dann automatisch weniger Schlaf, sind manchmal unausgeglichener, das abendliche Geschrei kann dann auch durchaus mal um 23 Uhr stattfinden. Wenn man da Fernseh schauen will oder wenn die Nachbarn früh raus müssen nehmen die Tiere da auch keine Rücksicht.
Mit Schreien meine ich wirklich die extrem lauten Rufe, die sie naturgemäß morgens und abends machen. Diese machen sie aber auch vereinzelt tagsüber, nicht so oft aber in jedem Fall ausreichend um z.B. ein Kleinkind beim Mittagsschlaf permanent zu stören. Selbst wenn man keine kleinen Kinder mehr hat, vielleicht hat aber der Nachbar welche, oder der Nachbar will einen Mittagsschlaf machen. Man wirkt also durch seine Tiere unüberhörbar permanent auf seine Mitmenschen ein, darüber muss man sich vor einem Kauf im Klaren sein.
Wenn man zu Hause Lernen oder Arbeiten muss ist das oft nicht mehr möglich. Mein Lebensgefährte und ich verlassen dazu die Wohnung, damit wir sicher sein können, dass unsere beiden Spaßvögel nicht zu gut drauf sind und aus überschwinglicher Freude heraus mal richtig loslegen mit ihrem Geplapper und ihrem Pfeiffen. Gesunde Papageie sind einfach so, überschwinglich, laut, rücksichtslos und halten selten den Schnabel. Hier stören auch schon die „normalen“ freundlichen Rufe und Geräusche, die sind auch sehr laut. Man kann es vergleichen mit einem Menschen der versucht jemandem im Nebenraum was zu zurufen. Also es schmerz nicht in den Ohren, aber man wird davon wach. Konzentration ist definitiv nicht möglich, wenn überhaupt nur in einem Nebenzimmer mit Tür. Auch für Kinder die Hausaufgaben machen müssen ist dieser Umstand nicht akzeptabel finde ich. Ich selbst fahre zum Lernen in die Bibliothek, mein Lebensgefährte hat für die Büroarbeit jetzt ein kleines Zimmer in der Nähe als Büro angemietet damit er auch mal am Wochenende seine Ruhe hat.
Wenn sich der Papagei dann an eine Reaktion des Halters wie z.B. Füttern um eine bestimmte Uhrzeit nach lautem und kräftigem Rufen gewöhnt hat, wird es noch viel schlimmer mit dem Geschrei und er schreit dann nicht nur laut sondern noch extrem wütend dazu wenn man mal ein Stündchen länger schlafen will.
Wie gesagt, über was ich hier spreche, kann man den Papageien nicht abgewöhnen. Den Stress hat man natürlich nicht wenn man ein eigenes Haus hat, viel Platz, ein separates (abgelegenes) Vogelzimmer, eine Außenvoliere oder wenn man einfach den ganzen Tag zu Hause ist und sich ganztägig mit der Vogelhaltung beschäftigen kann und die Tiere entsprechend unterbringen kann. Dann stellt sich das sicherlich ganz anders dar. Aber diesen „Optimal-Fall“ möchte ich hier nicht ansprechen.
Ich bin mir sicher, dass die ganzen plötzlichen „Vogel-/oder Federallergien“ öfters auch mal erfunden werden weil der Streßpegel für die Halter zu hoch ist und sie sich das nicht eingestehen oder nicht zugeben wollen, dass sie sich im Voraus nicht hinreichend informiert hätten. Dafür muss man sich aber nicht schämen, man erhält diese Infos leider nirgends so richtig auf den Punkt gebracht. Und die Profi-Papageihalter mit „Optimal-Haltung“ sprechen über solche Probleme nicht weil sie diese Probleme nicht kennen, denn sie haben ja den nötigen Abstand der wirklich erforderlich ist damit man selbst entspannt bleiben kann. Ich finde man sollte vielmehr über die Alltagsproblem sprechen und andere vorwarnen. Wenn man vorher ordentlich aufgeklärt würde, würden viele Leute sich vielleicht gar keinen Papagei kaufen, und das will ich hier erreichen, Leute vor einem „Fehlkauf“ warnen und die Anzahl der „Wandervögel“ reduzieren. Ich selbst würde mir auch keinen Papagei mehr kaufen. Aber jetzt liebe ich meine zwei und habe mich mit einem „heimlichen“ Vogelzimmer vorübergehend arrangiert. Mein Vermieter weiß noch nichts von dem Vogelzimmer. Wenn er die angeknabberte Türdichtung, Tapete und Türrahmen sehen würde, würde er ausflippen. Das werde ich ersetzen, sobald wir ausziehen.
Wenn ich kein Vogelzimmer hätte, würde ich das auf gar keinen Fall aushalten, das sage ich wie es ist. Seit zwei Wochen habe ich meine Tiere von der Dauerunterbringung „Vogelzimmer“ in eine Voliere im Wohnzimmer umgesiedelt und zum ersten Mal bin ich direkt mit den Schreien konfrontiert, es ist der reinste Wahnsinn, daher schreibe ich das hier jetzt. Große Papageie sind so laut und rücksichtslos, dass man tatsächlich verrückt wird. Stellt Euch vor, Ihr steht morgens auf und werdet erst mal immer weiter in voller Lautstärke angeschrien. Ich ziehe seit zwei Wochen jeden Morgen Baustellen-Ohrenschützer auf weil es mir tatsächlich Schmerzen in meinen Ohren verursacht. Das hat auch schon für einen Beziehungsstreit gesorgt zwischen meinem Lebensgefährten und mir, weil es einfach die Nerven extrem strapaziert und die Belastungsgrenze auch hinsichtlich anderen Themen ganz nach unten sinkt. Das mit den Ohrenschützern mache ich nur um die zehn Minuten zu überbrücken, in denen ich morgens schnell zur Toilette gehe, mir die Zähne putze, bisschen Vogelfutter fertig mache, die Vögel dann aus der Voliere hole und in ihr Vogelzimmer zum Toben und Essen setze. Erst dann kann ich in Ruhe duschen und mich fertig machen. Es wäre für mich sonst absolut unmöglich einfach weil die Lärm-Belastung in der direkten Konfrontation unerträglich ist, ich bin übrigens kein Morgenmuffel!!!!!! Ich bin wirklich sehr geduldig, ich liebe Tiere und die Natur, bin deshalb auch Vegetarier und meistens sogar Veganer, mache viel Sport und bin sehr ausgeglichen. Daher könnte ich mir vorstellen, dass es für andere Menschen die noch mehr Streß haben wie ich noch viel schlimmer ist als für mich selbst.
Es ist für einen normalen Menschen mit Alltagsbelastungen wie einem Vollzeitjob tatsächlich nicht zu machen in Harmonie mit einem Papagei(enpaar) direkt in der Wohnung zu leben. Man hat auf jeden Fall zu wenig Zeit für eine artgerechte Beschäftigung wie mehrere Stunden beaufsichtigter Freiflug und definitiv zu wenig Nerven wenn sie dann unzufrieden in der Voliere sitzen. Daher „stecke“ ich die Tiere morgens als erstes ins Vogelzimmer, damit sie sich da ausschreien und austoben können, das tut ihnen und mir richtig gut. Die Tür habe ich extra gegen „Schall“ abgedichtet.
So ein Vogelzimmer ist nicht so einfach herzurichten wie man jetzt meinen könne, es ist nicht nur einfach ein irgendein Zimmer. Es muss ein freier Raum ohne Möbel sein. Lampen, Kabel, Steckdosen, lackierte Fußleiste, ja einfach alles muss entfernt und abgesichert sein, Fenster müssen vergittert werden damit man im Sommer bei Hitze lüften kann. Es dürfen nur Naturmaterialien und ungiftige Metalle zur Absicherung und Einrichtung verwendet werden. Und lasst Euch nicht täuschen von den vielen schönen Vogelzimmer-Bildern hier im Internet, die sind meistens gerade frisch renoviert oder man sieht den Dreck einfach nicht. In Wahrheit ist es ein richtiger „Stall“ in der Wohnung. Die Tiere kacken da alles voll, ich weiß nicht wie sie es machen, aber hin und wieder landet auch Kacke an den Wänden. Das fällt aber meist nicht auf, denn da hängt ja immer schon so viel Obst und Gemüse das sie gerne auch mal anstatt zu essen, an die Wände und Fenster schleudern. Es ist richtig viel Arbeit, aber egal wie viel man sich anstrengt, „hygienisch“ ist es NIE. Wenn man das in der Mietwohnung macht muss man mit einer fristlosen Kündigung rechnen! Das ist ja „Beschädigung von Eigentum“, man funktioniert die Wohnung quasi in einen Stall um. Der Boden wird von den Ausscheidungen des Vogels und dem festklebenden Obst und Gemüse beschädigt, oder zumindest wenn man versucht das von Wänden und Boden abzukratzen. Wir haben das ganze Zimmer mit einer zweiten Schicht PVC ausgelegt um darauf dann Einstreu oder Papier zu verteilen, das hat zumindest ernste Schäden verhindert. Vor Gericht geht das niemals durch als normale Wohnungsnutzung oder Tierhaltung.
In einer Mietwohnung geht das mit dem Vogelzimmer also kaum, man muss den täglich Papagei mehrstündig beim Freiflug im Auge behalten oder eine Voliere anfertigen lassen, die einen „Freiflug“ ermöglicht, also eine Voliere die mindestens ein halbes Zimmer groß ist, was aber auch sicherlich nicht mehr unter „normale“ Haltung fallen würde. Müsste man sich sicherlich auch vom Vermieter genehmigen lassen. Dauerhaft ohne Freiflug wird der Vogel unzufrieden und es besteht die Gefahr dass er noch mehr schreit.
Neben dem Schreien hat man aber noch ein weiteres Geräusch: Das klappern des Käfigs/der Voliere: Manche Papageien-Arten sind so aktiv, dass sie den ganzen Tag spielen und klettern. Dabei klappert die Voliere ganz erheblich, so als würde man mit einem Stöckchen ständig gegen die Gitterstäbe klopfen oder entlang fahren. Unsere beiden klopfen bei guter Laune auch mit ihrem Schnabel gegen alles um das Material zu checken oder auf leere Futternäpfe aufmerksam zu machen. Das ist natürlich nicht annähernd so laut wie das Geschrei, aber es ist permanent und lässt sich ebenfalls nicht abgewöhnen.
Meine persönliche Meinung ist, dass ein Papagei in einer Mietwohnung absolut falsch aufgehoben ist. Man kann es den Tieren nicht recht machen und die Haltung übersteht man auf Dauer nur mit ganz erheblichen Einschränkungen. Das ständige Wissen, dass man nicht nur selbst sondern auch alle Nachbarn ganz stark mit Lärm belästigt, ist auf Dauer kaum zu ertragen.
Ich rate hiermit jedem in einer Mietwohnung wirklich davon ab, einen Papagei anzuschaffen. Wartet bis Ihr vielleicht mal Eigentum habt und einen kleinen Garten, baut eine Voliere mit Schutzraum oder sogar mit Übergang ins Haus oder so und dann kann man die Tiere wirklich glücklich machen und hat Spaß damit. Aber als Berufstätiger in einer Mietwohnung: AUF GAR KEINEN FALL….TUT EUCH DAS NICHT AN! Kauft Euch lieber einen kleinen Sittichschwarm wenn Ihr nicht auf Vögel verzichten könnt und bietet denen dann richtig was.
Ich habe zwei Kongo Graupapageie und möchte allen, die sich überlegen Papageie zu kaufen, über die Lautstärke aufklären. Auch wenn Ihr (wie ich vorher auch) Erfahrungen in der Vogelhaltung mit kleineren Vögeln habt, empfehle ich diesen Bericht bis zum Ende zu lesen und dann gründlich zu überlegen, ob man sich ein Zusammenleben mit einem Papagei vorstellen kann. Ich finde das Thema Lautstärke wird nicht deutlich genug beschrieben. Damals, vor dem Kauf unser beiden „Schreihälse“, haben wir einen Papagei-Halter besucht, um uns einen Eindruck zu verschaffen, wie die Haltung allgemein ist und insbesondere wie laut ein Kongo Graupapagei wirklich ist. Der mehrstündige Eindruck den wir uns verschafft haben, hat aber getäuscht und den Alltag nicht wirklich dargestellt. Ich versuche hier einen realistischen Eindruck über den Alltag mit den Tieren zu vermitteln insbesondere, wenn man kein Vogelzimmer oder keine Außenvoliere hat und die Tiere im Wohnzimmer einer Mietwohnung in einem Mehrfamilienhaus in einer Voliere leben sollen:
Bei unserem Besuch damals haben wir leider nicht gezeigt bekommen, zu welchen „Höchstleistungen“ die Tiere hinsichtlich der Lautstärke fähig sind, die sie regelmäßig früh morgens wenn sie Hunger haben oder abends wenn sie schlafen sollen, abgeben. Also genau in der Zeit, in der alle Nachbarn schlafen und wo man vielleicht selbst auch etwas empfindlicher reagiert und eigentlich Harmonie und Ruhe haben möchte.
Von der Lautstärke und der Stressbelastung her kann man die „Schreie“ meiner Ansicht nach mit dem Bellen eines mittelgroßen Hundes vergleichen, der morgens im Wohnzimmer steht und immer weiter bellt, in voller Lautstärke. Also ein Hund der gerade Alarm schlägt. Stellt Euch das mal vor, wie das stressige und laute Bellen, Kläffen und Jaulen durch das ganze Treppenhaus scheppert, früh morgens, im Sommer schon ab 05:30 Uhr nach Sonnenaufgang und natürlich auch am Wochenende. Genauso ist es mit den noch viel schrilleren Rufen eines Papageis. Das dringt auch durch gut isolierte Wände und Decken. Man hört es bei geschlossenem Fenster noch mindestens 50 Meter weiter nach draußen heraus, trotz „Stadtlärm“ geht das nicht unter. ABER der Unterschied zu einem bellenden Hund ist, dass man einem Hund sagen kann er soll leise sein. Einem Papagei kann man das definitiv NICHT beibringen. Das morgendliche Schreien dauert manchmal auch ein paar Stunden an, ehe der Papagei diese Rufe einstellt. Klar, einem „Dauerschreier“, der das Schreien krankhaft den ganzen Tag macht, kann man das ganztägige Schreien mit viel Geduld und Konsequenz abgewöhnen. Aber dass ein Papagei morgens und abends schreit, ist wirklich normal und man kann es ihnen auf gar keinen Fall abgewöhnen. Einen Papagei den ganzen Morgen mit einer Decke zu verhüllen, damit er den Schnabel hält, ist meiner Ansicht nach Einschüchterung und Quälerei, Papageie sind meistens tagaktive Tiere und stehen mit Sonnenaufgang auf. Daran kann man nichts ändern, sie passen sich NIEMALS dem Halter an.
Da ein Papagei naturgemäß morgens und abends richtig aus vollem Halse „schreit“ und „pfeifft“ und leider nicht die „schönen und unterhaltsamen Pfiffe und Geräusche“ macht die immer in den You-Tube-Videos zu finden sind, oder die Papageie machen wenn man irgendwo zu Besuch ist, sollte man sich vor dem Kauf unbedingt von direkten Nachbarn zusichern lassen, dass sie damit einverstanden sind. Denn es ist 100% sicher, dass diese Schreie bei den Nachbarn laut und deutlich ankommen, egal wie neu das Mauerwerk ist. Selbst mein Vermieter, der bei Einzug erlaubt hat, dass die zwei Papageie bei uns wohnen, ist jetzt im Nachhinein erschrocken über die Lautstärke und ich konnte ihn gerade so noch beruhigen und habe versichert, dass ich versuche es ihnen abzutrainieren. Aber das ist natürlich Quatsch gewesen was ich ihm gesagt habe. Das laute Rufen morgens und abends kriege ich nicht abgewöhnt, also ist der nächste Umzug bei uns jetzt schon vorprogrammiert!
Das Thema Lautstärke wird zwar immer als Punkt „vor dem Kauf“ genannt, aber ich finde man wird nicht ausreichend aufgeklärt, wie laut es tatsächlich werden kann. „Es können bis zu 100 oder 120 Db werden“, darunter kann man sich nicht wirklich etwas vorstellen und man denkt, dann schreit der Vogel halt morgens mal so laut, draußen sind ja auch Wildvögel die rufen und Alltagsgeräusche, wird schon darin untergehen, ich liebe ja mein Haustier und mich selbst wird es nicht stören. Aber ich sage es ganz ehrlich: Doch es wird Dich vielleicht sogar in den Wahnsinn treiben und Du wirst Dich zusammen reißen müssen dass Du dem Tier nicht den Hals rumdrehst! Ich habe viel über Vogelhalter gelesen die auch Nervenzusammenbrüche davon bekommen haben, es ist eben unerträglich wenn man dem Schreien nicht entweichen kann in einer kleineren Mietwohnung. Wenn man mit den Tieren in einem Raum ist, ist ein Schrei so laut, dass es richtig heftig schmerzt in den Ohren, das ist nicht untertrieben. Und ein Schrei kommt selten alleine, die schreien alle 10 Sekunden würde ich sagen.
Papageie schreien definitiv über die Schmerzgrenze hinaus, wenn sie auf der Schulter sitzen und z.B. einen anderen Papagei rufen ist es nicht auszuhalten. Wenn man es gerade nicht will, dann schreien sie extra laut und man hat das Gefühl dass sie extra noch einen drauf setzen wenn man versucht sie abzulenken oder „ruhig zu stellen“.
Auch früh morgens wenn es noch dunkel ist und alle Nachbarn schlafen: Sobald sie hören dass ihr Herrchen aufsteht oder auch einfach so wenn sie Hunger haben, dann schreien sie ganz laut um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und wollen ihr Futter. Auch wenn man das Futter nachts schon hinstellt hilft das nicht, der Tag fängt für sie an und alle anderen sollen natürlich mitmachen, der ganze Schwarm, also auch die Menschen sollen loslegen mit dem Tag. Wie schon gesagt, im Sommer ist das teilweise schon ab 5:30 Uhr morgens. Natürlich auch am Wochenende, wenn man Urlaub hat, wenn man abends länger unterwegs war, etc.. Wenn nur eine Tür zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer mit Voliere liegt, kann man NICHT weiterschlafen nach dem Füttern, denn die Vögel rufen weiter, hören nicht wenn man Pech hat rufen sie auch mal ein-zwei Stunden lang im 10 Sekunden Takt, wollen raus und was erleben. Die langen Tage im Sommer sind auch nicht ganz unproblematisch, da haben sie dann automatisch weniger Schlaf, sind manchmal unausgeglichener, das abendliche Geschrei kann dann auch durchaus mal um 23 Uhr stattfinden. Wenn man da Fernseh schauen will oder wenn die Nachbarn früh raus müssen nehmen die Tiere da auch keine Rücksicht.
Mit Schreien meine ich wirklich die extrem lauten Rufe, die sie naturgemäß morgens und abends machen. Diese machen sie aber auch vereinzelt tagsüber, nicht so oft aber in jedem Fall ausreichend um z.B. ein Kleinkind beim Mittagsschlaf permanent zu stören. Selbst wenn man keine kleinen Kinder mehr hat, vielleicht hat aber der Nachbar welche, oder der Nachbar will einen Mittagsschlaf machen. Man wirkt also durch seine Tiere unüberhörbar permanent auf seine Mitmenschen ein, darüber muss man sich vor einem Kauf im Klaren sein.
Wenn man zu Hause Lernen oder Arbeiten muss ist das oft nicht mehr möglich. Mein Lebensgefährte und ich verlassen dazu die Wohnung, damit wir sicher sein können, dass unsere beiden Spaßvögel nicht zu gut drauf sind und aus überschwinglicher Freude heraus mal richtig loslegen mit ihrem Geplapper und ihrem Pfeiffen. Gesunde Papageie sind einfach so, überschwinglich, laut, rücksichtslos und halten selten den Schnabel. Hier stören auch schon die „normalen“ freundlichen Rufe und Geräusche, die sind auch sehr laut. Man kann es vergleichen mit einem Menschen der versucht jemandem im Nebenraum was zu zurufen. Also es schmerz nicht in den Ohren, aber man wird davon wach. Konzentration ist definitiv nicht möglich, wenn überhaupt nur in einem Nebenzimmer mit Tür. Auch für Kinder die Hausaufgaben machen müssen ist dieser Umstand nicht akzeptabel finde ich. Ich selbst fahre zum Lernen in die Bibliothek, mein Lebensgefährte hat für die Büroarbeit jetzt ein kleines Zimmer in der Nähe als Büro angemietet damit er auch mal am Wochenende seine Ruhe hat.
Wenn sich der Papagei dann an eine Reaktion des Halters wie z.B. Füttern um eine bestimmte Uhrzeit nach lautem und kräftigem Rufen gewöhnt hat, wird es noch viel schlimmer mit dem Geschrei und er schreit dann nicht nur laut sondern noch extrem wütend dazu wenn man mal ein Stündchen länger schlafen will.
Wie gesagt, über was ich hier spreche, kann man den Papageien nicht abgewöhnen. Den Stress hat man natürlich nicht wenn man ein eigenes Haus hat, viel Platz, ein separates (abgelegenes) Vogelzimmer, eine Außenvoliere oder wenn man einfach den ganzen Tag zu Hause ist und sich ganztägig mit der Vogelhaltung beschäftigen kann und die Tiere entsprechend unterbringen kann. Dann stellt sich das sicherlich ganz anders dar. Aber diesen „Optimal-Fall“ möchte ich hier nicht ansprechen.
Ich bin mir sicher, dass die ganzen plötzlichen „Vogel-/oder Federallergien“ öfters auch mal erfunden werden weil der Streßpegel für die Halter zu hoch ist und sie sich das nicht eingestehen oder nicht zugeben wollen, dass sie sich im Voraus nicht hinreichend informiert hätten. Dafür muss man sich aber nicht schämen, man erhält diese Infos leider nirgends so richtig auf den Punkt gebracht. Und die Profi-Papageihalter mit „Optimal-Haltung“ sprechen über solche Probleme nicht weil sie diese Probleme nicht kennen, denn sie haben ja den nötigen Abstand der wirklich erforderlich ist damit man selbst entspannt bleiben kann. Ich finde man sollte vielmehr über die Alltagsproblem sprechen und andere vorwarnen. Wenn man vorher ordentlich aufgeklärt würde, würden viele Leute sich vielleicht gar keinen Papagei kaufen, und das will ich hier erreichen, Leute vor einem „Fehlkauf“ warnen und die Anzahl der „Wandervögel“ reduzieren. Ich selbst würde mir auch keinen Papagei mehr kaufen. Aber jetzt liebe ich meine zwei und habe mich mit einem „heimlichen“ Vogelzimmer vorübergehend arrangiert. Mein Vermieter weiß noch nichts von dem Vogelzimmer. Wenn er die angeknabberte Türdichtung, Tapete und Türrahmen sehen würde, würde er ausflippen. Das werde ich ersetzen, sobald wir ausziehen.
Wenn ich kein Vogelzimmer hätte, würde ich das auf gar keinen Fall aushalten, das sage ich wie es ist. Seit zwei Wochen habe ich meine Tiere von der Dauerunterbringung „Vogelzimmer“ in eine Voliere im Wohnzimmer umgesiedelt und zum ersten Mal bin ich direkt mit den Schreien konfrontiert, es ist der reinste Wahnsinn, daher schreibe ich das hier jetzt. Große Papageie sind so laut und rücksichtslos, dass man tatsächlich verrückt wird. Stellt Euch vor, Ihr steht morgens auf und werdet erst mal immer weiter in voller Lautstärke angeschrien. Ich ziehe seit zwei Wochen jeden Morgen Baustellen-Ohrenschützer auf weil es mir tatsächlich Schmerzen in meinen Ohren verursacht. Das hat auch schon für einen Beziehungsstreit gesorgt zwischen meinem Lebensgefährten und mir, weil es einfach die Nerven extrem strapaziert und die Belastungsgrenze auch hinsichtlich anderen Themen ganz nach unten sinkt. Das mit den Ohrenschützern mache ich nur um die zehn Minuten zu überbrücken, in denen ich morgens schnell zur Toilette gehe, mir die Zähne putze, bisschen Vogelfutter fertig mache, die Vögel dann aus der Voliere hole und in ihr Vogelzimmer zum Toben und Essen setze. Erst dann kann ich in Ruhe duschen und mich fertig machen. Es wäre für mich sonst absolut unmöglich einfach weil die Lärm-Belastung in der direkten Konfrontation unerträglich ist, ich bin übrigens kein Morgenmuffel!!!!!! Ich bin wirklich sehr geduldig, ich liebe Tiere und die Natur, bin deshalb auch Vegetarier und meistens sogar Veganer, mache viel Sport und bin sehr ausgeglichen. Daher könnte ich mir vorstellen, dass es für andere Menschen die noch mehr Streß haben wie ich noch viel schlimmer ist als für mich selbst.
Es ist für einen normalen Menschen mit Alltagsbelastungen wie einem Vollzeitjob tatsächlich nicht zu machen in Harmonie mit einem Papagei(enpaar) direkt in der Wohnung zu leben. Man hat auf jeden Fall zu wenig Zeit für eine artgerechte Beschäftigung wie mehrere Stunden beaufsichtigter Freiflug und definitiv zu wenig Nerven wenn sie dann unzufrieden in der Voliere sitzen. Daher „stecke“ ich die Tiere morgens als erstes ins Vogelzimmer, damit sie sich da ausschreien und austoben können, das tut ihnen und mir richtig gut. Die Tür habe ich extra gegen „Schall“ abgedichtet.
So ein Vogelzimmer ist nicht so einfach herzurichten wie man jetzt meinen könne, es ist nicht nur einfach ein irgendein Zimmer. Es muss ein freier Raum ohne Möbel sein. Lampen, Kabel, Steckdosen, lackierte Fußleiste, ja einfach alles muss entfernt und abgesichert sein, Fenster müssen vergittert werden damit man im Sommer bei Hitze lüften kann. Es dürfen nur Naturmaterialien und ungiftige Metalle zur Absicherung und Einrichtung verwendet werden. Und lasst Euch nicht täuschen von den vielen schönen Vogelzimmer-Bildern hier im Internet, die sind meistens gerade frisch renoviert oder man sieht den Dreck einfach nicht. In Wahrheit ist es ein richtiger „Stall“ in der Wohnung. Die Tiere kacken da alles voll, ich weiß nicht wie sie es machen, aber hin und wieder landet auch Kacke an den Wänden. Das fällt aber meist nicht auf, denn da hängt ja immer schon so viel Obst und Gemüse das sie gerne auch mal anstatt zu essen, an die Wände und Fenster schleudern. Es ist richtig viel Arbeit, aber egal wie viel man sich anstrengt, „hygienisch“ ist es NIE. Wenn man das in der Mietwohnung macht muss man mit einer fristlosen Kündigung rechnen! Das ist ja „Beschädigung von Eigentum“, man funktioniert die Wohnung quasi in einen Stall um. Der Boden wird von den Ausscheidungen des Vogels und dem festklebenden Obst und Gemüse beschädigt, oder zumindest wenn man versucht das von Wänden und Boden abzukratzen. Wir haben das ganze Zimmer mit einer zweiten Schicht PVC ausgelegt um darauf dann Einstreu oder Papier zu verteilen, das hat zumindest ernste Schäden verhindert. Vor Gericht geht das niemals durch als normale Wohnungsnutzung oder Tierhaltung.
In einer Mietwohnung geht das mit dem Vogelzimmer also kaum, man muss den täglich Papagei mehrstündig beim Freiflug im Auge behalten oder eine Voliere anfertigen lassen, die einen „Freiflug“ ermöglicht, also eine Voliere die mindestens ein halbes Zimmer groß ist, was aber auch sicherlich nicht mehr unter „normale“ Haltung fallen würde. Müsste man sich sicherlich auch vom Vermieter genehmigen lassen. Dauerhaft ohne Freiflug wird der Vogel unzufrieden und es besteht die Gefahr dass er noch mehr schreit.
Neben dem Schreien hat man aber noch ein weiteres Geräusch: Das klappern des Käfigs/der Voliere: Manche Papageien-Arten sind so aktiv, dass sie den ganzen Tag spielen und klettern. Dabei klappert die Voliere ganz erheblich, so als würde man mit einem Stöckchen ständig gegen die Gitterstäbe klopfen oder entlang fahren. Unsere beiden klopfen bei guter Laune auch mit ihrem Schnabel gegen alles um das Material zu checken oder auf leere Futternäpfe aufmerksam zu machen. Das ist natürlich nicht annähernd so laut wie das Geschrei, aber es ist permanent und lässt sich ebenfalls nicht abgewöhnen.
Meine persönliche Meinung ist, dass ein Papagei in einer Mietwohnung absolut falsch aufgehoben ist. Man kann es den Tieren nicht recht machen und die Haltung übersteht man auf Dauer nur mit ganz erheblichen Einschränkungen. Das ständige Wissen, dass man nicht nur selbst sondern auch alle Nachbarn ganz stark mit Lärm belästigt, ist auf Dauer kaum zu ertragen.
Ich rate hiermit jedem in einer Mietwohnung wirklich davon ab, einen Papagei anzuschaffen. Wartet bis Ihr vielleicht mal Eigentum habt und einen kleinen Garten, baut eine Voliere mit Schutzraum oder sogar mit Übergang ins Haus oder so und dann kann man die Tiere wirklich glücklich machen und hat Spaß damit. Aber als Berufstätiger in einer Mietwohnung: AUF GAR KEINEN FALL….TUT EUCH DAS NICHT AN! Kauft Euch lieber einen kleinen Sittichschwarm wenn Ihr nicht auf Vögel verzichten könnt und bietet denen dann richtig was.