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HansWilhelm
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Haustiere, Wildtiere oder modernes urbanes Artenspektrum
Die zwischen Vogelklappe und mir aufgekommene Kontroverse bezieht sich nur vordergründig auf den Status (Wild- oder Haustier) und die daraus ableitbare Behandlung der Straßentaube. In Wirklichkeit geht es darum, einen Paradigmenwechsel einzuleiten, der die Naturauffassung als Ganzes betrifft und eine Reformulierung der Grundlagen natur- und artenschützerischer Aktivitäten beinhaltet. Während der Natur- und Artenschutz sich auf den unpersönlichen Gedanken des Ökosystems stützt und damit gewissermaßen menschenunabhängige, objektive Ziele verfolgt, versucht der Tierschutz die rein persönliche Abhängigkeit des Tiers von menschlicher Zuwendung oder Willkür zu beeinflussen. Diese beiden Pole zeigen nur zwei Seiten einer Entfremdung gegenüber der Natur an; ihr unaufgelöster Widerspruch hat seine materielle Ursache in der Zweiteilung des öffentlichen Raumes in Produktionsort und genetischen Ressourcenraum. Während der Artenschützer moralisch ungerührt gegenüber den erschütternden Leiden in der Labor- oder Massentierhaltung ist, bleibt der Tierschützer in sentimental-kitschigen Stereotypen befangen, aus denen weder das Tier noch Naturzusammenhänge verstanden werden können. Ihr gemeinsamer Fehler ist das statische, unhistorische Denken. Die Facetten ihrer begrifflichen Hilflosigkeit stellen sich in einer beeindruckenden Bandbreite dar. So plant z.B. der britische Ornithologe Leslie Brown in seinem Buch über Greifvögel die verelendeten Slum-Einwohner der Dritten-Welt-Metropolen schon mal als Futter für die Geier ein, denen er hohe Reproduktivität vorhersagt. Für ihn ist halt alles Ökosystem und der Mensch auch nur ein Tier (ein Gedanke der den britischen Wirtschaftsliberalismus begleitet). Auf der anderen Seite verpulvern ältere Damen ihre kärgliche Rente um 20 Katzen in einer anderthalb Zimmerwohnung durchzufüttern und alle naslang zum Tierarzt zu schleppen. Für sie ist alles Famile(nersatz) und jedes Tier mindestens, wenn nicht wertvoller als ein Mensch.
Die Urbanisierung der Landschaft, als Verstädterung beschreibbar, hat hingegen einen öffentlichen Raum geschaffen, der weder als Ökosystem begriffen werden kann, noch rein artifiziell ist. Als Ökosystem ist er nicht beschreibbar, weil er gegen keinen naturgeschichtlich stabilen Zustand konvergiert und die Stoffkreisläufe fragmentiert, d.h. aufgrund ständiger Störungen unter ihrem potentiellen Niveau vernetzt sind. Er ist nicht rein artifiziell, weil an Grundgegebenheiten der Landschaft, des Klimas gebunden und mit Versatzstücken von Natur, d.h. Ausleihen aus Ökosystemen arbeitet. In Parks und Friedhöfe, in und am Weiher, an Gebäudefassaden und in Gärten,) Dieser hochgradig dynamische Lebensraum entsteht überall als Begleitung des menschlichen Produktions- und Reproduktionssystems (Arbeit und Freizeit). Er wirkt als Magnet für eine gewisse Sorte von Tieren, von denen die Straßentaube eines ist. Ich nenne diese Tiere das moderne urbane Artenspektrum. Es ist deutlich unterschieden von der Tierwelt, die im Zuge der Landwirtschaft den europäischen Raum besiedelte (Rauchschwalbe, Schleiereule) Es markiert die „dritte Welle“ (1. Welle: Nacheiszeitliche Besiedlung, Zweite Welle: Landwirtschaft)
Welche Tiere gehören zum modernen urbanen Artenspektrum.? Ich gebe mal einige Beispiele: Türkentaube, Halsbandsittich, Hauskatze, Straßentaube
Türkentaube: Hinzugekommen ins moderne urbane Artenspektrum durch Übergang von der kleinbäuerlichen Subsistenzwirtschaft auf dem Balkan zur Marktproduktion, was den Export und die großräumige Distribution einschließt. Nutzung der landwirtschaftlichen Vertriebs- und Lagerungsstätten als ökologische Korridore und Habitate. Heute immer noch am zuverlässigsten in der Nähe von Umschlagplätzen für Getreide und andere Futtermittel. Durch neue Lagerungs- und Transporttechnologie hochgradig bedroht.
Halsbandsittich. Park- und Gartenlandschaften mit einem hohen Anteil fremdländischer Gehölzarten (Platane), die alt werden dürfen. Winterfütterung.
Hauskatze: überall vorhanden wo nicht zu viel Autoverkehr ist; verhindert nach Steinbach den Verstädterungsprozeß der einheimischen Wildkatze, besetzt und verteidigt erfolgreich seine urbanen Habitate gegen diese. Massive Betreuungsleistung durch engagierte Tierschützer. Deshalb in irrwitziger Dichte vorkommen. (By the Way: Für bodenbrütende und bodenaufsuchende Vögel dürfte der Erdboden zur hochriskanten Todeszone geworden sein. Da die Katzen ständig gefüttert werden gibt es kein Populationsregulativ, teilweise bilden die Tiere auch keine Reviere mehr. In meinem Garten gehen vier verschiedene Katzen zu allen Tag- und Nachtzeiten auf Jagd. Auf einem Berliner Fabrikgelände habe ich mal 9 Katzen gezählt.
Stadttaube: Kommen wir jetzt endlich zu ihr. Stadttauben gehen nicht auf die modernen Haustauben oder Brieftauben zurück, sondern auf die in den Bauernhöfen des Mittelalters halb wild gehaltenen Feldflüchter. Diese ähnelten in Aussehen und Lebensweise noch stark den Felsentauben, der natürlichen Stammform. Stadttauben gibt es also schon seit dem Mittelalter. Sie haben nie unter menschlicher Obhut gestanden. Immer wieder haben sich in diese Stadttaubenbestände entflogene Haus- oder Brieftauben eingekreuzt, was an der differierenden Färbung über Generationen erkennbar bleibt. Als wild lebende Vögel sind sie daran angepasst, kurzfristig vorhandene Nahrungsquellen aufzuspüren. Ich habe diese Nahrungsversorgung „kumulativ“ genannt. Die Anpassung an kumulative Nahrungsversorgung ist ein Kennzeichen aller Tiere des modernen urbanen Artenspektrums, denn sie gehören keinem Ökosystem an, auf dessen Ausstattung sie sich einstellen könnten. Aus ihrer Feldflüchtervergangenheit haben sie die Fähigkeit geerbt, weite Nahrungsflüge zu unternehmen und sicher wieder zurück zu finden.
In Deutschland gibt es 4 Millionen Stadttauben. Diese individuell zu betreuen, ist eine aussichtlose Sache. In Berlin gab es drei Taubentürme. Am Halleschen Tor wurde der Turm abgefackelt. Er hätte 15 Paaren Platz geboten. In der unmittelbaren Umgebung gibt es aber 450 Paare. Wo sollen die unterkommen? In Schöneberg der Turm blieb unbesiedelt. Er wurde so dicht an einen Baum gebaut, dass es für den Steinmarder eine Einladung gewesen wäre, aber vielleicht wohnt der ja drin. Den dritten, den es geben soll habe ich nicht gesehen. Soll im Norden sein.
Um Stadttauben zu helfen sollte man Folgendes machen
1. Man erkennt sie als Wildtiere an.
2. Man erkennt sie als Tiere des modernen urbanen Artenspektrums an.
3. Man macht sich mit der Theorie des modernen urbanen Artenspektrums vertraut und entwickelt sie handelnd und denkend weiter.
4. Man darf Stadttauben füttern. (kumulative Nahrungsversorgung!)
5. Man erforscht sie vorurteilsfrei .(Gewicht, Gesundheitszustand, Reproduktionsrate und Abundanz ). Kann jeder machen, den es interessiert. Gesundheit mit Hilfe von Tierarzten).
6. Man tritt den Vorurteilen (Krankheitsüberträger, Gebäudezerstörung) mit Öffentlichkeitsarbeit entgegen und steckt da die Gelder rein, statt in Taubentürme u.ä.
7. Da die Theorie des modernen urbanen Artenspektrums erst gerade im Entstehen ist, veröffentlicht man in Foren seine Ergebnisse und Überlegungen. Es ist eine menschengemachte Theorie, die den Menschen auf allen Reflexionsstufen einbezieht.
8. Man erfreut sich an ihnen und öffnet anderen die Augen für ihre prachtvollen Flüge.
9. Man akzeptiert sie als Nahrungsgrundlage für Wanderfalke und Habicht.
Ich höre jetzt erst mal auf, da ich nicht weiß, ob jemand auf dieses Thema anspringt. In einigen Beiträgen zum Halsbandsittich habe ich mehr zum modernen urbanen Artenspektrum gesagt. Wer will, kann diese Forenbeiträge leicht recherchieren.
Die zwischen Vogelklappe und mir aufgekommene Kontroverse bezieht sich nur vordergründig auf den Status (Wild- oder Haustier) und die daraus ableitbare Behandlung der Straßentaube. In Wirklichkeit geht es darum, einen Paradigmenwechsel einzuleiten, der die Naturauffassung als Ganzes betrifft und eine Reformulierung der Grundlagen natur- und artenschützerischer Aktivitäten beinhaltet. Während der Natur- und Artenschutz sich auf den unpersönlichen Gedanken des Ökosystems stützt und damit gewissermaßen menschenunabhängige, objektive Ziele verfolgt, versucht der Tierschutz die rein persönliche Abhängigkeit des Tiers von menschlicher Zuwendung oder Willkür zu beeinflussen. Diese beiden Pole zeigen nur zwei Seiten einer Entfremdung gegenüber der Natur an; ihr unaufgelöster Widerspruch hat seine materielle Ursache in der Zweiteilung des öffentlichen Raumes in Produktionsort und genetischen Ressourcenraum. Während der Artenschützer moralisch ungerührt gegenüber den erschütternden Leiden in der Labor- oder Massentierhaltung ist, bleibt der Tierschützer in sentimental-kitschigen Stereotypen befangen, aus denen weder das Tier noch Naturzusammenhänge verstanden werden können. Ihr gemeinsamer Fehler ist das statische, unhistorische Denken. Die Facetten ihrer begrifflichen Hilflosigkeit stellen sich in einer beeindruckenden Bandbreite dar. So plant z.B. der britische Ornithologe Leslie Brown in seinem Buch über Greifvögel die verelendeten Slum-Einwohner der Dritten-Welt-Metropolen schon mal als Futter für die Geier ein, denen er hohe Reproduktivität vorhersagt. Für ihn ist halt alles Ökosystem und der Mensch auch nur ein Tier (ein Gedanke der den britischen Wirtschaftsliberalismus begleitet). Auf der anderen Seite verpulvern ältere Damen ihre kärgliche Rente um 20 Katzen in einer anderthalb Zimmerwohnung durchzufüttern und alle naslang zum Tierarzt zu schleppen. Für sie ist alles Famile(nersatz) und jedes Tier mindestens, wenn nicht wertvoller als ein Mensch.
Die Urbanisierung der Landschaft, als Verstädterung beschreibbar, hat hingegen einen öffentlichen Raum geschaffen, der weder als Ökosystem begriffen werden kann, noch rein artifiziell ist. Als Ökosystem ist er nicht beschreibbar, weil er gegen keinen naturgeschichtlich stabilen Zustand konvergiert und die Stoffkreisläufe fragmentiert, d.h. aufgrund ständiger Störungen unter ihrem potentiellen Niveau vernetzt sind. Er ist nicht rein artifiziell, weil an Grundgegebenheiten der Landschaft, des Klimas gebunden und mit Versatzstücken von Natur, d.h. Ausleihen aus Ökosystemen arbeitet. In Parks und Friedhöfe, in und am Weiher, an Gebäudefassaden und in Gärten,) Dieser hochgradig dynamische Lebensraum entsteht überall als Begleitung des menschlichen Produktions- und Reproduktionssystems (Arbeit und Freizeit). Er wirkt als Magnet für eine gewisse Sorte von Tieren, von denen die Straßentaube eines ist. Ich nenne diese Tiere das moderne urbane Artenspektrum. Es ist deutlich unterschieden von der Tierwelt, die im Zuge der Landwirtschaft den europäischen Raum besiedelte (Rauchschwalbe, Schleiereule) Es markiert die „dritte Welle“ (1. Welle: Nacheiszeitliche Besiedlung, Zweite Welle: Landwirtschaft)
Welche Tiere gehören zum modernen urbanen Artenspektrum.? Ich gebe mal einige Beispiele: Türkentaube, Halsbandsittich, Hauskatze, Straßentaube
Türkentaube: Hinzugekommen ins moderne urbane Artenspektrum durch Übergang von der kleinbäuerlichen Subsistenzwirtschaft auf dem Balkan zur Marktproduktion, was den Export und die großräumige Distribution einschließt. Nutzung der landwirtschaftlichen Vertriebs- und Lagerungsstätten als ökologische Korridore und Habitate. Heute immer noch am zuverlässigsten in der Nähe von Umschlagplätzen für Getreide und andere Futtermittel. Durch neue Lagerungs- und Transporttechnologie hochgradig bedroht.
Halsbandsittich. Park- und Gartenlandschaften mit einem hohen Anteil fremdländischer Gehölzarten (Platane), die alt werden dürfen. Winterfütterung.
Hauskatze: überall vorhanden wo nicht zu viel Autoverkehr ist; verhindert nach Steinbach den Verstädterungsprozeß der einheimischen Wildkatze, besetzt und verteidigt erfolgreich seine urbanen Habitate gegen diese. Massive Betreuungsleistung durch engagierte Tierschützer. Deshalb in irrwitziger Dichte vorkommen. (By the Way: Für bodenbrütende und bodenaufsuchende Vögel dürfte der Erdboden zur hochriskanten Todeszone geworden sein. Da die Katzen ständig gefüttert werden gibt es kein Populationsregulativ, teilweise bilden die Tiere auch keine Reviere mehr. In meinem Garten gehen vier verschiedene Katzen zu allen Tag- und Nachtzeiten auf Jagd. Auf einem Berliner Fabrikgelände habe ich mal 9 Katzen gezählt.
Stadttaube: Kommen wir jetzt endlich zu ihr. Stadttauben gehen nicht auf die modernen Haustauben oder Brieftauben zurück, sondern auf die in den Bauernhöfen des Mittelalters halb wild gehaltenen Feldflüchter. Diese ähnelten in Aussehen und Lebensweise noch stark den Felsentauben, der natürlichen Stammform. Stadttauben gibt es also schon seit dem Mittelalter. Sie haben nie unter menschlicher Obhut gestanden. Immer wieder haben sich in diese Stadttaubenbestände entflogene Haus- oder Brieftauben eingekreuzt, was an der differierenden Färbung über Generationen erkennbar bleibt. Als wild lebende Vögel sind sie daran angepasst, kurzfristig vorhandene Nahrungsquellen aufzuspüren. Ich habe diese Nahrungsversorgung „kumulativ“ genannt. Die Anpassung an kumulative Nahrungsversorgung ist ein Kennzeichen aller Tiere des modernen urbanen Artenspektrums, denn sie gehören keinem Ökosystem an, auf dessen Ausstattung sie sich einstellen könnten. Aus ihrer Feldflüchtervergangenheit haben sie die Fähigkeit geerbt, weite Nahrungsflüge zu unternehmen und sicher wieder zurück zu finden.
In Deutschland gibt es 4 Millionen Stadttauben. Diese individuell zu betreuen, ist eine aussichtlose Sache. In Berlin gab es drei Taubentürme. Am Halleschen Tor wurde der Turm abgefackelt. Er hätte 15 Paaren Platz geboten. In der unmittelbaren Umgebung gibt es aber 450 Paare. Wo sollen die unterkommen? In Schöneberg der Turm blieb unbesiedelt. Er wurde so dicht an einen Baum gebaut, dass es für den Steinmarder eine Einladung gewesen wäre, aber vielleicht wohnt der ja drin. Den dritten, den es geben soll habe ich nicht gesehen. Soll im Norden sein.
Um Stadttauben zu helfen sollte man Folgendes machen
1. Man erkennt sie als Wildtiere an.
2. Man erkennt sie als Tiere des modernen urbanen Artenspektrums an.
3. Man macht sich mit der Theorie des modernen urbanen Artenspektrums vertraut und entwickelt sie handelnd und denkend weiter.
4. Man darf Stadttauben füttern. (kumulative Nahrungsversorgung!)
5. Man erforscht sie vorurteilsfrei .(Gewicht, Gesundheitszustand, Reproduktionsrate und Abundanz ). Kann jeder machen, den es interessiert. Gesundheit mit Hilfe von Tierarzten).
6. Man tritt den Vorurteilen (Krankheitsüberträger, Gebäudezerstörung) mit Öffentlichkeitsarbeit entgegen und steckt da die Gelder rein, statt in Taubentürme u.ä.
7. Da die Theorie des modernen urbanen Artenspektrums erst gerade im Entstehen ist, veröffentlicht man in Foren seine Ergebnisse und Überlegungen. Es ist eine menschengemachte Theorie, die den Menschen auf allen Reflexionsstufen einbezieht.
8. Man erfreut sich an ihnen und öffnet anderen die Augen für ihre prachtvollen Flüge.
9. Man akzeptiert sie als Nahrungsgrundlage für Wanderfalke und Habicht.
Ich höre jetzt erst mal auf, da ich nicht weiß, ob jemand auf dieses Thema anspringt. In einigen Beiträgen zum Halsbandsittich habe ich mehr zum modernen urbanen Artenspektrum gesagt. Wer will, kann diese Forenbeiträge leicht recherchieren.